Ärztekammer für neue Ambulanzgebühr

Eine Ärztin misst den Blutdruck einer Patientin in einer Arztpraxis.
Ein Vorstoß der Bundeskurie der Ärztekammer zur Wiedereinführung der Ambulanzgebühr stösst auf Ablehnung.

Die Ärztekammer wünscht sich eine Wiedereinführung der Ambulanzgebühren. Als Grund nennt sie die überfüllten Spittalsambulanzen, sie seien mit Patienten gefüllt, die beim Hausarzt besser aufgehoben wären. Zuletzt hat auch der Salzburger Finanzlandesrat Christian Stöckl von der ÖVP eine Wiedereinführung der Ambulanzgebühr gefordert.

Damit sollen die Patientenströme gesteuert werden. "Wir begrüßen den Umstand, dass die Politik endlich auf diese angespannte Situation reagiert und eine mögliche Lösung anbietet", sagte der stv. Bundeskurienobmann Karlheinz Kornhäusl von der Ärtzekammer in einer Aussendung.

Die Ambulanzen hätten nach wie vor mit einem unverminderten Andrang der Patienten zu kämpfen und seien massiv überlaufen, führte Kornhäusl aus. „Rein statistisch gesehen sucht jeder Österreicher zweimal jährlich eine Spitalsambulanz auf. Insgesamt verzeichnen wir 16 Millionen Ambulanzbesuche pro Jahr. Dabei könnte mehr als die Hälfte der Patienten in den Ordinationen versorgt werden", so Kornhäusl. Hier stelle sich nicht nur die Frage, wie man die Patientenströme transparent und strukturiert durch die verschiedenen Ebenen des Gesundheitssystems leiten könne. Auch die Frage, wo der „Best Point of Service" liege, müsse in diesem Zusammenhang diskutiert werden. Kornhäusl: "Der Best Point of Service ist, einfach gesagt, bei einem Schnupfen sicher nicht die Notfallambulanz, sondern der Hausarzt."

Um die Ambulanzen nachhaltig zu entlasten, seien verschiedene Maßnahmen denkbar. Die Ambulanzgebühr sei eine Möglichkeit: "Man muss sich anschauen, was in der Praxis funktioniert. Wenn tatsächlich eine Ambulanzgebühr eingeführt wird, darf sie nicht mehr administrativen Aufwand verursachen als sie Nutzen mit sich bringt", sagte Kornhäusl. Zudem müsse man sicherstellen, dass die Ärzte in den Ordinationen die zusätzlichen Patienten auch versorgen können. Kornhäusl: "Das würde den schon lange überfälligen Ausbau des niedergelassenen Bereichs sowie die Aufwertung des Hausarztes erfordern." Hier sei die Politik gefordert. "Wir machen konstruktive Vorschläge zur Verbesserung des Systems. Die Umsetzung liegt bei den verantwortlichen Gesundheitspolitikern in Bund und Ländern", sagte Kornhäusl abschließend.

Oberhauser lehnt ab

Ablehnung kommt von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ). Selbstbehalte und Gebühren hätten keinerlei Lenkungseffekte sagte die zuständige Ministerin im Ö1 Mittagsjournal. Mit ihre werde es das "sicher nicht" geben - eine Ambulanzgebühr wurde schon von schwarz-blau versucht und ist bald gescheitert. Aus diesem Grund gibt es auch Ablehnung von Seiten der ÖVP. Gesundheitssprecher Erwin Rasinger: "Es würde kaum Geld reinkommen und die Patientenströme würden kaum umgelenkt werden."

Ablehnung kommt auch von der FPÖ. Die FPÖ, die im Jahr 2000 noch eine Ambulanzgebühr gemeinsam mit der ÖVP eingeführt hat, hält die Wiedereinführung nun für den "falschen Weg". Dieser Vorschlag gehe am Kern der Sache und am Problem völlig vorbei, sagte Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch-Jenewein am Donnerstag in einer Aussendung.

Die Gesundheitsministerin ist sich ganz sicher, dass die Patienten dann auch nicht mehr so häufig in die Ambulanzen gehen, wenn dieses Angebot bei niedergelassenen Ärzten vorhanden ist.

Eines der Ziele der Gesundheitsreform ist es, die Ärzte im niedergelassenen Bereich zu stärken.

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