70 Jahre danach – noch ein Neustart
KURIER-Leser diskutieren mit Finanzminister Hans Jörg Schelling. Es geht um die Steuersenkung, die ja noch keine Steuerreform ist, wie auch der Finanzminister zugibt. Was die Leserinnen und Leser vor allem bewegt, sind ihre individuellen Lebensumstände. Um wie viel teurer wird das Vererben von Immobilien? Warum werden Zuwächse bei Aktien künftig stärker besteuert? Sollten Pensionen künftig nicht mit gleichen Beträgen statt mit prozentuellen Zuwächsen steigen?
Diese Fragen sind verständlich. Die Steuersenkung gibt uns nur das zurück, was wir zu viel bezahlt haben. Der Finanzminister spricht zwar davon, dass wir nur ein Ausgabenproblem hätten, aber welche Ausgaben gekürzt werden sollen und welche Konsequenzen das haben würde, das ist mehr als umstritten.
Vor 70 Jahren, in den Wochen und Monaten nach dem 2. Weltkrieg, wussten die Staatsbürger, dass sie nur gemeinsam den Schutt wegräumen und einen funktionierenden Staat aufbauen können. In den Jahren des hohen Wirtschaftswachstums waren die Verteilungskämpfe um die Zuwächse zwar oft heftig, aber alle hatten einen Vorteil, weil sie mehr bekamen. Jeder konjunkturellen Delle folgte ein neuer Aufschwung, und es glaubte auch jeder daran. Aber heute sehen wir Dynamik zwischen den USA und Asien, bei uns wird Wohlstand verteidigt, jeder für sich, so gut er eben kann.
Im Privatgespräch erzählen auch Gewerkschafter, dass wir Arbeit anders organisieren müssen, dass wir mehr Flexibilität in der Verwaltung, ganztägige Schulen und vieles mehr brauchen. Die Aufgaben, die vor uns liegen, sind so groß wie in Zeiten des Wiederaufbaus. Es wird wieder nur gemeinsam gehen.
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