Hollande und Aubry gewinnen Vorwahl

Erste Ergebnisse nach Ende des ersten Durchgangs der Vorwahlen der französischen Sozialisten zur Kür ihres Kandidaten für Frankreichs
Präsidentenwahlen 2012 erbrachten einen Sieg des Umfrage-Favoriten
Francois Hollande. Der moderat auftretende, sozialliberale Politiker dürfte rund 40 Prozent der Stimmen erlangt haben.
Der Sieg des vormaligen Parteivorsitzenden ist damit aber noch nicht gesichert. Nächsten Sonntag folgt eine Stichwahl zwischen ihm und Martine Aubry, die rund 30 Prozent erzielte. Die aktuelle Parteivorsitzende und Bürgermeisterin der nordfranzösischen Metropole Lille, die kantiger als Hollande auftritt und mit linksökologischen Zielvorgaben wirbt, könnte nun auf das Stimmenpotenzial von Arnaud Montebourg, 48, zählen, der überraschend auf 17 Prozent kam.
Dieser konnte sich als Dritter platzieren und die vormalige Präsidentschaftskandidatin der SPF, Ségolene Royal (sie kam nur auf rund sieben Prozent), klar übertrumpfen. Der redegewandte Anwalt Montebourg profilierte sich als Befürworter einer "Ent-Globalisierung", eines industriellen Protektionismus der EU und einer harten Vorgangsweise gegen Banken. Nunmehr ist voraussehbar, dass die Wähler von Montebourg und Royal bei der Stichwahl eher zu der Linkspolitikerin Aubry tendieren. Auch ein Bündnis zwischen Aubry und Montebourg wäre möglich.
Hollande kann hingegen nur mit dem Zustrom von Wählern des letztgereihten Kandidaten rechnen: Manuel Valls, einem Pariser Vorstadtbürgermeister, der für eine, von Blair inspirierte rechtssozialdemokratische Position warb und auf fünf Prozent kam.
Als klarer Erfolg für die Erneuerung der französischen Demokratie wurde von fast allen Medien und auch einem Teil des bürgerlichen Regierungslagers die überraschend hohe Beteiligung an der Vorwahl der Sozialisten gewertet: zwei Millionen Wähler - das sind fast fünf Prozent jener Stimmberechtigten, die sich an den
Präsidentenwahlen 2007 beteiligt hatten.
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