Hollande legt Familie Maulkorb um

Die sozialpolitische Tragödie und die private Komödie lagen am Samstag knapp beieinander, beim TV-Interview von François Hollande zum französischen Nationalfeiertag. Der Staatschef reagierte scharf auf die Ankündigung des Autokonzerns Peugeot, sich eines Zehntels seiner Arbeitnehmer zu entledigen. Gleichzeitig versuchte er einen Befreiungsschlag gegenüber der ebenso skurrilen wie lästigen Eifersuchtsaffäre zwischen seiner heutigen Lebensgefährtin, der Journalistin Valerie Trierweiler, und seiner vormaligen Partnerin und Mutter seiner vier Kinder, der SP-Politikerin Ségolène Royal.
"Normaler Präsident"
Dabei ging es Hollande darum, sein Image als "normaler Präsident" zu bewahren, um sich weiterhin gegenüber seinem Vorgänger Nicolas Sarkozy abzuheben, der anfänglich sein Privatleben ungeniert zur Schau gestellt hatte. Entsprechend kurz fasste sich Hollande gestern: "Ich bin für eine klare Unterscheidung zwischen öffentlichem und privatem Leben. Ich erwarte, dass private Angelegenheiten privat geregelt werden. Ich habe daher den mir nahe stehenden Personen gesagt, sie sollen dieses Prinzip genauestens befolgen". Zur Rolle der Premier Dame meinte er: "Valerie will ihre berufliche Tätigkeit bewahren. Ich verstehe das. Und von da ausgehend wird sie an meiner Seite stehen, wenn es das Protokoll erfolgt, was nicht sehr oft der Fall ist".
Trierweiler war Mitte Juni in die Kampagne für die Parlamentswahlen hineingeplatzt: Mit einer per Twitter versandten Erklärung hatte sie für einen SP-Dissidenten Partei ergriffen, der in der Stadt La Rochelle gegen die offizielle Kandidatin der Sozialisten, Ségolène Royal, antrat. Der Dissident besiegte Royal, obwohl diese von Hollande demonstrativ unterstützt wurde. Diese Unterstützung ihres Lebensgefährten für seine Ex-Partnerin hatte die Wut von Trierweiler ausgelöst. Daraufhin wurde Trierweiler vorgeworfen, sie würde eine illegitime Machtrolle beanspruchen .
Hollande hatte zunächst versucht, diese Affäre auszusitzen. Doch der älteste Sohn von Hollande und Royal, der 27-jährige Anwalt Thomas Hollande, ging selbst in die Öffentlichkeit. In einem Gespräch mit einer Journalistin des Magazins Le Point sagte er: "Ich wusste, dass von ihr (Trierweiler) etwas kommen würde, aber nicht so ein großer Schlag. Das war irre". Er und seine drei Geschwister würden jetzt jeden Kontakt zu Trierweiler ablehnen.
Patriotismus
Zu den Kündigungen bei Peugeot erklärt der Präsident: "Der Staat wird das nicht zulassen." Der Plan der Konzernleitung sei "inakzeptabel" und müsse "neu verhandelt" werden. Den Kauf von französischen Pkw will Hollande durch ein "Bonus-Malus"-System zugunsten "sauberer Autos" fördern.
Die Situation Frankreichs schilderte er ungeschönt: Die Staatsschuld habe einen "Rekord" erreicht. Er weigerte sich aber das Wort "Sparpolitik" zu verwenden, weil das nach "Bestrafung" klinge. "Aus meinem Mund werden Sie nur ein Wort hören: gerechte Anstrengung". Zu dieser müssten die "begünstigten" Schichten beitragen, betonte Hollande in Hinblick auf seine geplanten Reichensteuern: "Das nenne ich Patriotismus".
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