Hier entfaltet sich langsam eine Diktatur

Zaudern ist nicht Peter
Konyas Sache. Von der Orban-Regierung vor die Wahl gestellt, politisch aktiv zu sein oder die ungarische Armee zu verlassen, hängte der Oberstleutnant seine Uniform nach mehr als 20 Jahren Dienst an den Nagel. Seit Herbst führt er die Protestbewegung "Solidarität" an. Diese hat mittlerweile den stärksten Zulauf von allen Protestgruppen im Land. Mit dem KURIER sprach Konya über
... seine Kritik an der Regierung Die derzeitige Politik der Regierung ist inakzeptabel. Klein, klein, taktisch clever wird der demokratische Rechtsstaat abgebaut. Gesetze werden verabschiedet, die zuerst nur kleine Stiche verursachen und nicht besonders weh tun. Aber in Summe führen sie zu einer sehr schmerzhaften Veränderung für Ungarn. So wurden etwa drei Arbeitsgesetze so verändert, dass man auf legalem Weg in Ungarn de facto keinen Streik beginnen kann.
... Orbans Politik Das größte Problem ist die neue Verfassung und die Art, wie sie uns präsentiert wurde. Orban hat selbst in einer Rede gesagt, dass Ungarn nur aus der Krise rauskommt, wenn es sich zu einem korporativen Staat umgestaltet. Aber jeder weiß, dass es einen korporativen Staat zum letzten Mal in Europa unter Mussolini gegeben hat.
... die "Solidarität" Sie bezieht sich auf die frühere "Solidarität" in Polen, die aus einer Gewerkschaftsbewegung entstand und auch auf den Begriff der Solidarität. Die Solidarnoscz in Polen trat gegen eine Diktatur auf, und auch wir in Ungarn haben das Gefühl, dass sich hier langsam eine Diktatur entfaltet. Wir wollen in der ganzen Gesellschaft Solidarität aufbauen. Wir müssen aufhören, uns anzufeinden, zwischen links und rechts und dazwischen gibt es nur eine riesige Kluft. Viele Ziele können nur gemeinsam geschafft werden.
... schwindenden Rückhalt des Premier s Die Anhängerschaft von FIDESZ bröckelt, viele Ungarn sind sehr enttäuscht. Wir sehen, dass eine breite Schicht der Bevölkerung wegen der verfehlten Wirtschaftspolitik heute schlechter lebt als früher.
... einen Umstieg zu einer Partei Wir wollen keine Partei werden, sondern ein Katalysator, um die verschiedenen Protestgruppen des Landes unter einer Art Dachorganisation zusammenzuschließen. Wir müssen alle Kräfte bündeln, um FIDESZ zu stürzen.
... künftige Proteste Wir planen für den 10. März unsere bisher größte Demo. Schon bevor die Regierung alle öffentlichen Plätze für den Nationalfeiertag am 15. März für sich reserviert hat, haben wir an ein anderes Datum gedacht. Der 15. März gedenkt einer Bewegung, die im 19. Jahrhundert passierte. Für uns ist es viel wichtiger, die Gegenwart anzusprechen.
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