Griechen attackierten Ausländer

Die Europaflagge und die griechische Flagge wehen vor dem Parthenon in Athen.
Wegen der EU-Sparvorgaben griffen zwei Griechen einen pensionierten Niederländer an. Sie hatten ihn für einen Deutschen gehalten.

Sie hielten ihn für einen Deutschen und fragten: „Was macht ihr mit unserem Land?“.  In Griechenland ist ein dort lebender Niederländer Opfer eines fremdenfeindlich motivierten Angriffs in Zusammenhang mit dem EU-Sparprogramm geworden. Zwei Griechen brachen dem 78-jährigen Mann in der kleinen Touristenstadt Monemvasia mit Faustschlägen Nase und Unterkiefer. Das berichtet die griechische Ehefrau des Opfers am Dienstag in der griechischen Presse. Der Niederländer war zum Zeitpunkt des Angriffs mit seinem Hund am Strand spazieren.

Die mutmaßlichen Täter im Alter von 45 und 48 Jahren behaupten nach Polizeiangaben betrunken gewesen zu sein. Sie hätten den Niederländer zunächst gefragt, ob er Deutscher sei, berichtet dessen Frau weiter. Er habe geantwortet: "Nein, Holländer". Darauf hätten sie auf ihn eingeschlagen und gemeint: "Holländer oder Deutscher ist egal“.

Das Opfer lebt seit zehn Jahren in der Region. Er liegt seit dem Angriff in einem Krankenhaus in Tripolis auf der Halbinsel Peloponnes.
Es ist der erste Angriff dieser Art seit Ausbruch der Finanzkrise. Rechts- und linksextremistische Gruppierungen verbreiten in Griechenland seit Monaten eine antideutsche Stimmung.

Expertenregierung

Ob Griechenland sich an die drastischen Sparvorgaben aus Brüssel überhaupt halten wird, könnte sich heute entscheiden: Staatspräsident Karolos Papoulias will am Nachmittag den letzten Versuch unternehmen, eine Regierung auf die Beine zu stellen, die sich für das Sparen und somit für den Verbleib in der Euro-Zone ausspricht. Wenn die Troika aus IWF, EZB und EU im Juni nach Athen kommt, soll sie eine handlungsfähige Regierung vorfinden, andernfalls könnte sie die Zahlungen stoppen. Doch in den vergangenen dramatischen Tagen ließ sich partout keine Koalition auf die Beine stellen; die seit den Parlamentswahlen am 6. Mai zur zweitstärksten Partei aufgestiegenen Radikallinken SYRIZA unter der Führung von Alexis Tsipras hatten sich quer gestellt. Die letzte Chance für Papoulias: eine Expertenregierung, die von möglichst vielen Parteien unterstützt wird (siehe Hintergrund). Der Präsident lädt dazu alle Parteien ein, außer der neofaschistischen "Goldenen Morgenröte".

Deutschkurse trotzdem gefragt

Titelseite einer griechischen Zeitung mit einer Fotomontage von Angela Merkel in Nazi-Uniform.

Auch wenn die Stimmung zwischen Deutschland und Griechenland sich wegen der Schuldenkrise immer weiter zuspitzt: Deutsch-Kurse sind in Athen weiterhin gefragt.

Im Goethe-Institut der griechischen Hauptstadt  lernen jeden Tag 350 Sprachschüler die Feinheiten der deutschen Sprache, 20 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die jungen Griechen begeistern sich für Deutsch, obwohl die deutsche Bundesregierung ihrem Land finanzielles Missmanagement vorwirft und griechische Zeitungen Nazi-Karikaturen deutscher Politiker zeigen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare