Graz: Korrupte Kontrollore in Bim und Tram

Graz: Korrupte Kontrollore in Bim und Tram
Familie, Verwandte und Freunde von Kontrollorganen fuhren gratis. Deren Uralt-Tickets waren gekennzeichnet.

Das System war simpel, aber äußerst effektiv. Kontrollore bei den Grazer Verkehrsbetrieben (GVB) kennzeichneten Fahrscheine mit ihren Dienstnummern oder farbigen Punkten. Familienangehörige, Verwandte und Freunde konnten so gratis fahren. Die Kollegen sahen über das Ablaufdatum hinweg, gewarnt durch die Ticketmarkierung. Bei einem mageren Stundenlohn von 8,72 Euro brutto sollte wenigstens für die Familien etwas herausschauen. Und so manches Kontrollorgan fuhr angeblich in der Freizeit selbst auch gratis.

Neues Personal

Ein krasser Fall von Korruption beschäftigt derzeit die Holding Graz, die 2003 die Kontrolltätigkeit an die Privatfirma Securitas ausgelagert hat. Alle 31 Bediensteten müssen nach Auskunft von Firmenchef Martin Wiesinger gehen oder werden anderswo eingesetzt. Laut Gewerkschaftsboss Horst Schachner sollen längst nicht alle im korrupten System tätig gewesen sein. Er werde auf soziale Verträglichkeit achten.

Im Aufsichtsrat der Holding ist nun Feuer am Dach. Deren Chef, Bürgermeister Siegfried Nagl, lässt Holding-Vorstand Wolfgang Malik die Suppe allein auslöffeln. Malik bekundete, für eine Vertragsauflösung mit der Securitas bestehe kein Anlass, das Problem sei bereinigt. Die Firma ist dick im Geschäft, kontrolliert für die Holding auch den Flughafen Graz.

Hoher Schaden

Kolportiert wird bei den GVB ein sechsstelliger Schadensbetrag, der von der Securitas zu begleichen war. Rund 800.000 Fahrgäste werden pro Jahr kontrolliert, im Schnitt fünf Prozent davon beanstandet.

ÖGB-Chef Schachner, zugleich Betriebsratsvorsitzender der Holding Graz, tobt: Vorstandchef Malik habe diesen Dienst gegen seinen Widerstand ausgelagert. "Früher hat das unser Personal sehr korrekt gemacht. Notfalls muss man den Vertrag mit der Securitas kündigen." Doch rechtlich fehlt die Handhabe. Die Firma hat 2010 gerade erst eine Vertragsverlängerung bis 2015 bekommen.

Der Zweitbieter, die Parkraumservice-Gesellschaft, gehört der Stadt. Sie verlor, weil sie um einen Euro pro Arbeitsstunde höher lag - wäre nun aber eine Option.

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