Grasser: Bargeld sorgt für viele Fragen

Wien, am Sonntag, unweit der Reichsbrücke: Ein weißer Helikopter landet auf der Straße, ein Mann im weißen Overall marschiert zur Zentrale der Telekom-Austria und stopft „Schmiergeld“ in einen Schlitz auf einer mit „A...Theater“ beschrifteten Leinwand. Vergleichsweise spektakulär protestierte am Sonntag Künstler Emmerich Weissenberger gegen die diversen Korruptionsskandale der Republik.
Und nicht minder bemerkenswert sind auch die Ermittlungsergebnisse, die am Wochenende in einer der wesentlichsten Causen, nämlich der BUWOG-Affäre um Ex-Minister Karl-Heinz Grasser publik wurden.
Wie das Nachrichtenmagazin profil in seiner am Montag, erscheinenden Ausgabe berichtet, sind die Korruptionsjäger der „Soko Constantia“ insgesamt 18 Bargeld-Flüssen auf der Spur, die zwischen Oktober 2005 und August 2007 von und zu Grassers privatem Girokonto bei der Meinl Bank in Wien flossen.
Der Ex-Minister steht etwa im Verdacht der Bestechlichkeit; er soll von der Privatisierung des Dorotheums und dem Verkauf der bundeseigenen Wohnungen der „BUWOG“ profitiert haben.
Verwunderung
So wundern sich die Ermittler über die Tatsache, dass Grasser bereits als Minister bis zu 149.000 Euro in bar auf sein Konto einzahlte. Dem nicht genug, ist bei insgesamt rund 276.000 Euro, die bar auf sein Konto wanderten, völlig offen, woher sie stammen. Grassers Anwalt Manfred Ainedter sagt dazu, das Geld sei jedenfalls „nicht malversatorisch erlangt worden“.
Woher das Geld kommt, bleibt dennoch unklar – wie auch, was genau mit jenen 774.588 Euro passierte, die der Ex-Minister angeblich für seine Schwiegermutter investiert hat.
Wie berichtet, behauptet Grasser, er habe zwischen 2005 und 2006 insgesamt 500.000 Euro in bar von der Mutter seiner Frau, Marina Giori-Lhota, bekommen, um diese in einen Genussschein der Hypo-Bank zu investieren. 2008 wurde der Schein fällig, der Gewinn: 274.588 Euro.
Auffällig ist nun, dass Gewinn und investierte Summe erst 2009 weiter überwiesen wurden – also zu einem Zeitpunkt, als die Malversationen von Grassers Spezis Hochegger und Meischberger bekannt waren.
Zudem verblüfft der Überweisungsverlauf: Erst ging das Geld auf ein Liechtensteiner Konto der Mandarin-Gruppe, dann auf das Konto eines Briefkasten-Unternehmens bei der St. Gallener Kantonalbank, nämlich der Catherine Participation Corporation. Hier verliert sich die Spur. Glaubt man Grasser, muss spätestens dieses Konto der Schwiegermutter gehören – immerhin hat er mehrfach erklärt, er habe das Geld seiner Schwiegermutter überwiesen. Diese will aber nicht zu der Causa Stellung nehmen, weshalb die Justiz den Verdacht hegt: Grasser hat das Geld selbst vom St. Gallener Konto behoben. Für Karl-Heinz Grasser gilt die Unschuldsvermutung.
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