Generation mutlos, bitte aufwachen!

Über den Titel des KURIER am Sonntag haben wir in der Redaktion lange diskutiert. Am Ende wurde es die "Generation mutlos". Andere Überlegungen für die richtige Bezeichnung der Jugendlichen in Österreich waren ähnlich unerfreulich: Die Angepassten oder Generation Stromlinie.
Nun ist jede Generalisierung problematisch, aber das Interview mit dem Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier ist schon bezeichnend: Die jungen Leute in Österreich suchen nicht aktiv die Alternative zu den heutigen Formen von Wirtschaft und Demokratie, sondern den schnellen persönlichen Vorteil.
Dabei haben junge Leute heute Möglichkeiten, die es in dieser Form nie gab. Das Land hat sich verglichen zu den ersten Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg geöffnet. Bei aller Kritik an unseren Unis: Auslandsstudien, die früher die elitäre Ausnahme waren, sind heute viel leichter zu erreichen. Fachhochschulen bieten neue Wege der Ausbildung, unsere duale Berufsausbildung gilt noch immer als internationales Vorbild. Die Gesellschaft ist auch durchlässiger geworden. An der Spitze der meisten Großbetriebe, in der Politik und an den Unis arbeiten Leute, denen die große Karriere nicht an der Wiege gesungen wurde.
Orientierungslos
Allerdings hat diese Generation im Unterschied zu den früher Geborenen keine Sicherheiten mehr und kaum noch Markierungen zur Orientierung. Der Begriff der Familie definiert sich gerade neu, die katholische Kirche muss ihren Sinn erst selbst wieder suchen, und die meist resch und manchmal fesch auftretenden Polit-Stars der Jahrtausendwende bieten auch kein Vorbild mehr. Für den schnellen Euro vor Gericht und möglicherweise hinter Gitter zu kommen, kann auch kein Lebenskonzept sein.
Es hat sich auch die Rolle des Staates geändert, ohne dass es die Politik zugeben will. Für die garantierte Versorgung in allen Lebenslagen oder einen sicheren Job können Bund oder Länder nicht mehr sorgen. Kein Sozialpolitiker traut sich, von sicheren Pensionen für heute 20-Jährige zu sprechen. Gerade ein paar Landeshauptleuten gelingt es noch, väterliche Versorger zu spielen. Aber auch ihre Kassen sind leer, weitere Wohltaten können sie nicht versprechen.
Aber Parteien tun noch immer so, als wüssten sie, was für uns besser ist. Sogar die Grünen führen sich in Wien wie eine maternalistische Truppe auf, die für die Bürger entscheidet, ohne sie zu fragen. Die Mitbestimmung kann warten.
Das Leben besteht aus Veränderungen, in Politik und Wirtschaft erst recht. Nichts ist gegeben, es ist so viel Raum für Gestaltung da. Hallo, Junge, soll euch wirklich ein 80-Jähriger sagen, was für euch richtig ist?
Und noch eine Chance habt ihr: Der Jugendforscher Heinzlmaier meint im KURIER-Interview, bei uns würden Kritik und Widerspruch nur zu Intrigen führen. Das könnt ihr jetzt widerlegen. Das Land braucht neue Ideen. Wer, wenn nicht die Jugend ist dafür zuständig?
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