Gedränge bei Medizin-Aufnahmetests

Alle Jahre wieder: Rund 10.200 Studienwerber haben sich für die am Freitag in Wien, Graz und Innsbruck stattfindenden jährlichen Aufnahmetests für das Medizinstudium angemeldet. Vergeben werden insgesamt 1530 Anfänger-Studienplätze. 75 Prozent der Plätze sind für Bewerber mit österreichischem Maturazeugnis reserviert, 20 Prozent für Bewerber aus EU-Mitgliedstaaten und fünf Prozent für jene aus anderen Ländern. Die Resultate der Aufnahmetests werden Ende Juli bzw. Anfang August vorliegen.
Informationen rund um die Uni gibt es auch beim Studikurier.
Tests nach Geschlechtern getrennt
Heuer neu: An der Medizin-Uni Wien werden die Tests nach Geschlechtern getrennt ausgewertet. Dadurch sollen Frauen, die bei den Tests traditionell schlechter abschneiden, mehr Studienplätze erhalten. 2011 waren etwa 56 Prozent der Bewerber Frauen, aber nur 43 Prozent der Zugelassenen. Eine geschlechtsspezifische Auswertung kann dazu führen, dass trotz identer Punktezahl beim Test Frauen eine höheren Testwert als Männer aufweisen und deshalb einen Studienplatz bekommen.
Die HochschülerInnenschaft (ÖH) an der Medizin-Uni läuft gegen die geschlechtsspezifische Auswertung Sturm und will im Falle von Rechtswidrigkeit Testteilnehmer, die wegen der neuen Auswertungsmethode nicht zum Zug kommen, beim Gang vor Gericht unterstützen. Unter den Bewerbern ist die Sicht differenziert. "Ich find`s ganz ehrlich ein bisschen unfair. Aber es geht nur um ein paar Plätze dabei, das ist verkraftbar", meint etwa Robert Kales, der sich für einen Platz bewirbt. Kerstin Ganglbauer, die ein paar Plätze weiter sitzt, ist zwar nicht überzeugt, ob eine Auswertung nach Geschlechtern wirklich notwendig ist. "Aber für mich ist es auf jeden Fall gut, ich könnte mich nicht darüber beschweren."
Unterschiedliche Tests
Der Eignungstest für das Medizin-Studium ( EMS) soll ähnlich einem Intelligenztest die intellektuellen Fähigkeiten aus zehn Bereichen abfragen, etwa Merkfähigkeit von Texten und Figuren, Interpretieren von Tabellen oder räumliches Vorstellungsvermögen. Er wurde in der Schweiz entwickelt und wird in Österreich von den Medizin-Uni Wien und Innsbruck eingesetzt. Graz hat dagegen ein eigenes Verfahren entwickelt.
In der derzeitigen Form könnte der seit 2006 eingesetzte EMS heuer jedoch zum letzten Mal stattgefunden haben, wie die Vizerektorin der Medizin-Uni Wien, Karin Gutierrez-Lobos, betonte. Die drei Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck erarbeiten derzeit ein gemeinsames Testverfahren, das bereits im kommenden Jahr erstmals zum Einsatz kommen soll.
Wien: 4400 Bewerber für 740 Plätze

In Wien sind 4352 der 5419 angemeldeten Bewerber in der Messe Wien erschienen, um in zwei der riesigen Hallen um einen der 740 Anfänger-Studienplätze an der Medizinischen Universität Wien zu rittern. Dabei gab es diesmal gleich zwei Premieren: Erstmals gibt es einen Test zur Feinmotorik für jene, die sich für die 80 Zahnmedizin-Plätze bewerben.
Die Mehrzahl der Bewerber war angesichts der Hitze im Strandoutfit zum Test gekommen. Vor der Sicherheitsschleuse wurden noch Eltern und andere Begleiter verabschiedet und so mancher Trolley an der Garderobe abgegeben - immerhin kommen 45 Prozent der Bewerber nicht aus Österreich. In die Prüfungssäle selbst dürfen nur Stifte und Verpflegung mitgenommen werden.
Rund 1700 Bewerber in Graz
An der Medizinischen Universität Graz sind am Freitag von den 2006 zum Auswahlverfahren angemeldeten Kandidaten für die Fächer Human- und Zahnmedizin sowie Pflegewissenschaft 1748 Personen (davon 1686 für Human- und Zahnmedizin) und damit etwas weniger als im Vorjahr (1766) tatsächlich erschienen. Sie stellten sich den mehr als fünfstündigen Tests in der Grazer Stadthalle. In Human- und Zahnmedizin stehen 360 Anfängerstudienplätze zur Verfügung.
Für die 144 Anfängerplätze zum Bachelor-Studium Pflegewissenschaft sind bei 91 Anmeldungen nur 62 Kandidaten angetreten. Bei der Vorerfassung zum Aufnahmetest war zumindest ein leichter Überhang an Bewerberinnen (56 Prozent) verzeichnet worden. Rund 34 Prozent der Anmeldungen zum Test kamen aus dem EU-Raum und davon wiederum bis auf 17 Personen alle aus Deutschland.
Das in Graz entwickelte Aufnahmeverfahren unterscheidet sich von jenen in Wien und Innsbruck: Bei den insgesamt drei Tests wird medizinrelevantes Grundlagenwissen auf Mittelschulniveau und Textverständnis bewertet und mit dem "Situational Judgement Test" auch die psychosoziale Kompetenz beurteilt. Bewerber für Zahnmedizin müssen noch einen Test über ihre praktischen Fähigkeiten absolvieren.
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