GB: Provider wollen Porno-Seiten blockieren

Die Regierung in London will, dass die Internet-Anbieter des Landes künftig automatisch alle Webseiten sperren, die Pornografie zeigen oder Gewalt, Selbstverletzung und Magersucht verherrlichen. Nur wer sich beim Installieren seines Breitband-Anschlusses explizit dazu bekennt, dass er Zugang zu diesen Inhalten haben möchte, soll dafür freigeschaltet werden.
Außer Kontrolle
Die Maßnahme ist als Schutz für Kinder und Jugendliche gedacht. Derzeit liegt es wie in den meisten Ländern an den Eltern, beim Heim-Computer entsprechende Filter zu aktivieren. "Immer mehr Väter und Mütter haben das Gefühl, nicht unter Kontrolle zu haben, welchen Dingen ihre Familien online ausgesetzt sind", sagte der für Kinder-Themen zuständige britische Minister, Tim Loughton. "Viele Eltern haben nicht das technische Wissen. Oder ihre Kinder kennen sich besser aus als sie."
Premierminister David Cameron persönlich hat sich dem Kampf gegen die Pornografie im Internet verschrieben: "Ich möchte jede Option in Betracht ziehen, die Kinder sicherer macht – auch dass Filter standardmäßig aktiviert sind."
Ein Expertenrat der Regierung in London hat Anfang Juli einen entsprechenden Reformvorschlag vorgelegt. Bis Ende August ist er in Begutachtung. Auf der Internet-Seite des Bildungsministeriums kann die Bevölkerung ihre Meinung äußern. Nicht alle sind für die Internet-Sperren. Kritiker sprechen von "Zensur" und werfen ein, dass auch standardgemäß aktivierte Filter keinen hundertprozentigen Schutz böten.
"Schädliche Inhalte"
Nicht nur in Großbritannien erregt der Vorstoß für Online-Sperren die Gemüter. Im benachbarten Irland fordern Kinder-Organisationen von der dortigen Regierung nun ähnliche Maßnahmen. Eine Studie auf der Grünen Insel hatte kürzlich ergeben, dass mindestens ein Fünftel aller 11- bis 16-Jährigen regelmäßig online "schädliche Inhalte" konsumiert.
"Irland muss Großbritannien folgen und Opt-In-Filter für Pornografie und andere Inhalte wie Magersucht oder Glücksspiel einführen", erklärte Kinderschutzexperte Pat McKenna im Online-Magazin TheJournal.ie.
Von den Internet-Providern gibt es keinen Widerstand. Die vier größten britischen Provider haben bereits prinzipiell eingewilligt, pornografische Webseiten standardmäßig zu sperren.
In einem geben die Befürworter der Zensur den Gegnern recht: Einen totalen Schutz für Kinder böten auch die Sperren nicht. "Automatische Filter können niemals ein Ersatz dafür sein, dass Eltern Verantwortung dafür übernehmen, wie, wann und wo ihre Kinder das Internet verwenden", erklärte der für Kinder zuständige britische Minister, Loughton.
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