Fluggäste zahlten Schulden der Airline

Jeder
Comtel Air Mitarbeiter ist ... immer darum bemüht, schnellstmöglich die beste Lösung zu finden." Für 180 Passagiere der österreichischen Airline muss diese Ankündigung ein blanker Hohn sein. Die Kunden wollten vom indischen Amritsar über Wien nach Birmingham fliegen - und blieben am Dienstag um 15 Uhr auf dem Flughafen Wien-Schwechat hängen. Der Grund: Die "Luxus"-Airline dürfte knapp bei Kasse gewesen sein und konnte nicht weiterfliegen.
Die Fluggäste weigerten sich daraufhin, die Maschine zu verlassen. Der Pilot alarmierte gar die Schwechater Polizei, die für eine solche Streitigkeit gar nicht zuständig ist. Obwohl die Passagiere schon stundenlang unterwegs gewesen waren, entschieden sie sich für Streikmaßnahmen - Platz-bedingt für einen Sitzstreik.
Wut
Das "Sit-in" zeigte Wirkung. Die Fluglinie unterbreitete ihren Kunden ein Angebot: Wenn sie die 24.300 Euro hohen Außenstände aufbrächten, könnte der Flug nach
Birmingham fortgesetzt werden. Nur drei Passagiere sattelten auf eine andere Fluglinie um. Der Rest legte zusammen, brachte aber im ersten Anlauf das Geld nicht auf. Also verließen einige Passagiere doch das Flugzeug, um - begleitet von Sicherheitspersonal - die fehlende Summe beim Geldautomaten abzuheben. Als Bestätigung für ihre Bareinlagen erhielten die Fluggäste Quittungen.
Nach sechs Stunden hob die Maschine ab. In englischsprachigen Medien machten die Passagiere ihrem Ärger Luft. Tarlochan Singh sagte zur Daily Mail: "Niemand hat uns etwas gesagt, nichts. Sie wollten das Geld in bar. Jeder war wütend."
Hintergrund
Der Geschäftsführer von Comtel Air, Richard Fluck, sagte gegenüber der APA, dass die letzte Leasingrate vom Reiseveranstalter an die Flugzeugleasingfirma "
Mint Airways", die das Flugzeug betreibt, nicht bezahlt worden sei und sich diese sich daher geweigert habe, nach Birmingham zu fliegen. "Mint Airways" mit Sitz in Madrid stellt Crew und Flugzeuge für Comtel.
Dass die Passagiere in Wien ihr Bankkonto plündern mussten, habe mit Comtel Air nichts zu tun gehabt, so Fluck. Die Zahlungsschwierigkeiten gebe es beim Reiseveranstalter. "Mint Airways" wollte mit der Boeing 757 eigentlich nach Madrid zurückkehren. Die Passagiere streikten und wollten nach Hause. Der Pilot hat schlussendlich angeboten, für 150 Euro pro Person "einen Umweg" nach Birmingham zu fliegen. So kam es zu der Situation, dass die Passagiere sämtliches Bargeld zusammenkratzten, um doch noch weiter zu fliegen. Insgesamt waren es 23.400 Euro.
Hinter Comtel Air steht mit Bhupinder Kandra ein Geschäftsmann, der bereits 2007 mit einem ähnlichen Projekt namens "Air Sylhet" scheiterte.
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