Der lange Weg zur Union
Er sagte zwar nicht "I have a dream" – was er jedoch meinte, war zu diesem Zeitpunkt noch viel mehr Traum als Realität: Als Winston Churchill nur ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erstmals den Begriff "Vereinigte Staaten von Europa" in den Mund nahm, schlug ihm nur verhaltene Begeisterung entgegen. Applaus gab es nur aus den Zuschauerrängen, nicht aber von der Politik.
Der Krieg hatte den Kontinent als Trümmerfeld zurückgelassen, die wirtschaftliche Erholung setzte nur langsam ein - und das gegenseitige Vertrauen der einstigen Konfliktparteien war noch nicht wiederhergestellt. Erst langsam keimte die Idee, dass ein Bündnis der ehemaligen Gegner die einzige Möglichkeit sei, um langfristig einen dritten Weltkrieg zu verhindern.
"Wir müssen die europäische Familie in einem regionalen System, sei es den Vereinigten Staaten von Europa, wiederherstellen", sagt der der britische Premier – und forderte: "Wenn alle Staaten Europas dieser Union fürs Erste nicht beitreten wollen oder können, so müssen wir doch alle jene sammeln, die willens und imstande sind, es zu tun."
Einige wollten. Und zwar schon 1951, als die simple Grundidee dieser künftigen Union verschriftlicht wurde: Belgien, die BRD, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande schlossen sich zur "Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl" zusammen. Man kooperierte fortan nicht nur in der Montanindustrie, um wirtschaftlichen fortschritt zu erzielen, sondern tat vor allem eines – man kontrollierte sich selbst.
"Wenn es uns gelingt, eine Organisation zu schaffen, die den Franzosen gestattet, alles das zu sehen, was auf dem Gebiete der Fabrikation von Stahl und der Förderung von Kohle in Deutschland vor sich geht und, wenn umgekehrt, die Deutschen sehen, was in Frankreich vor sich geht, dann ist diese gegenseitige Kontrolle das beste Mittel, um eine Politik zu treiben, die sich auf Vertrauen gründet", beschrieb es der erste deutsche Kanzler der Nachkriegszeit, Konrad Adenauer.
Ihm, Churchill und dem französischen Gegenüber Robert Schuman ging es damit vor allem um eines: Frieden in Europa. 1957 unterzeichneten die sechs Gründerstaaten der EGKS die Römischen Verträge zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft - und setzten damit das längstandauernde Zeichen des Friedens in Europa. Bis heute konnte man 28 Staaten von der Idee der Gründerväter der Union überzeugen.
Ohne sie wäre die Union heute nicht existent: Die Gründerväter der Union waren allesamt Personen mit völlig unterschiedlichem Hintergrund – Widerstandskämpfer sind ebenso unter ihnen zu finden wie Cognac-Händler, Juristen oder Bankiers. Ihnen gemein war ein Gedanke: Europa soll sich nie wieder bekriegen - sie hatten die Vision eines friedlichen, geeinten und wirtschaftlich erfolgreichen Kontinents.
Jeder kennt die Symbole der Europäischen Union - Beethovens Neunte klingt einem dabei im Ohr, gelbe Sterne auf blauem Grund stehen einem vor Augen. Doch was bedeuten die Symbole der EU?
Die Flagge: Der Kreis der zwölf Sterne steht für die Werte Einheit, Solidarität und Harmonie zwischen den Völkern Europas.
Die Hymne: Das "Erkennungslied" der Europäischen Union ist eine Melodie aus Ludwig van Beethovens Neunter Symphonie aus dem Jahr 1823.
Europatag: Am 9. Mai 1950 verkündete der französische Außenminister Robert Schuman erstmals seine Vorstellungen von einem geeinten Europa. Der 9. Mai wird deshalb als Europatag gefeiert.
Das Motto der Europäischen Union lautet „In Vielfalt geeint“ - ein Sinnspruch, der auf die vielen Völker Europas zurückgeht und ihre Einheit trotz Unterschiedlichkeit betont. "Es bringt zum Ausdruck, dass sich die Europäer in der EU zusammengeschlossen haben, um sich gemeinsam für Frieden und Wohlstand einzusetzen, und dass die vielen verschiedenen Kulturen, Traditionen und Sprachen in Europa den gesamten Kontinent bereichern", so die offizielle Erklärung Brüssels.
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