"Es gibt Trillionen Möglichkeiten"

Laut Otmar Morisch vom Technischen Museum Wien existiert der perfekte Code nur zwischen Zufallsbekanntschaften

Die Enigma, mit der die Deutsche Wehrmacht im II. Weltkrieg Funknachrichten verschlüsselte, galt als unknackbar. Trotz der astronomischen Zahl ihrer Verschlüsselungen gelang es den Alliierten in einer beispiellosen Menschen- und Materialschlacht die deutschen Funksprüche mitzulesen. "Das würde heute ein Standard-PC schaffen", sagt Otmar Moritsch vom Technischen Museum in Wien. Moritsch ist Experte für Kryptographie.

KURIER: Um die Enigma ranken sich viele Mythen, zu Recht?
Otmar Moritsch: Es handelt sich um eine im Grunde einfach gebaute Maschine. Ihr Chiffrierteil umfasst drei Walzen mit je 26 Positionen. Die drei Räder konnten zueinander beliebig in Position gebracht werden. Das bedeutete: 26 mal 26 mal 26 mögliche Positionen je Buchstaben bzw. 17.576 Möglichkeiten. Dazu gibt es ein Steckfeld auf der Maschine. Bei zehn verkabelten Buchstaben ergeben sich beispielsweise insgesamt über eine Trillion Chiffrier-Möglichkeiten.

Wo setzt ein Codeknacker an?

Man muss den Kontext kennen, in dem die Chiffrierung gemacht wurde. Wenn man weiß, in welcher Sprache der Code verfasst wurde, hilft das, weil jede Sprache semantische Eigenheiten hat. Beispielsweise ist "th" im Englischen sehr häufig, "sch" aber nur im Deutschen. Das hat übrigens ein Mathematiker (Alan Turing, Anm.) herausgefunden.

Gibt es den unknackbaren Code überhaupt?

Es mag für Wikileaks ein Albtraum sein, aber den gibt es. Wenn sich zwei Menschen zufällig treffen und einen Zahlencode vereinbaren, den sie nur einmal verwenden, dann existiert dahinter kein System.

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