Entführte Fähre: Geiselnehmer erschossen

Die Geiselnahme auf der
Personenfähre "Kartepe" in der Türkei ist nach rund zwölf Stunden beendet worden. Türkische Sicherheitskräfte haben am Samstagmorgen das Schiff gestürmt und den Entführer erschossen. Es habe sich um einen Einzeltäter gehandelt. Der Entführer sei tot, sagte der Gouverneur von Istanbul, Huseyin
Avni Mutlu, am Samstagmorgen dem Privatsender NTV.
Die Kommandoaktion sei von Marinesoldaten und Spezialkräften der Polizei ausgeführt worden, sagte Mutlu. Die Operation habe in der Bucht von Silivri stattgefunden, einer Stadt westlich von Istanbul, nachdem die Fähre dort wegen Treibstoffmangels Anker geworfen hatte. Küstenschutzboote hätten das gekaperte Schiff eingekreist.
Einige Passagiere seien während des Polizeieinsatzes ins Meer gesprungen, berichtete der staatliche Sender TRT. Es wurde niemand verletzt. An Bord der Fähre befanden sich nach Angaben der Behörden 18 Passagiere, vier Besatzungsmitglieder und zwei Auszubildende.
Bombenattrappe

Istanbuls Gouverneur
Mutlu sagte dem Privatsender NTV, der Entführer sei zwischen 28 und 30 Jahren alt gewesen. Der Mann habe einen "Mechanismus und Kabel" an seinem Körper befestigt gehabt. Sprengstoffexperten untersuchten den Apparat und kamen zum Schluss, dass es sich um eine Bombenattrappe handle, sagte der Gouverneur der Provinz Kocaeli, Ercan Topaca, der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.
Bei dem Mann handelt es sich nach offiziellen Angaben um ein "Mitglied einer Terrororganisation". Laut türkischen Medien wird vonseiten der Behörden die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hinter der Tat vermutet.
Spekulationen
Zunächst war von mehreren Entführern die Rede gewesen. Nach früheren Angaben des türkischen Verkehrsministers Binali Yildirim hatten "vier oder fünf" Entführer, die sich als Mitglieder der PKK ausgegeben hätten, das
Schiff "Kartepe" im Marmara-Meer im Nordwesten der
Türkei am Freitag gegen 18.00 Uhr MEZ in ihre Gewalt gebracht.
Im Marmara-Meer liegt die Imrali-Insel, auf der seit Jahren PKK-Chef Abdullah Öcalan inhaftiert ist. Frühere Medienberichte hatten daher spekuliert, die Entführer könnten die rund 120 Kilometer südwestlich vom Ort der Entführung liegende Insel ansteuern, demnach wurden die Sicherheitsvorkehrungen dort verstärkt. Schiffe der Küstenwache verfolgten das Schiff. An den Häfen der Städte Izmit und Gölcük, die von der Fähre verbunden werden, versammelten sich besorgte Angehörige der Geiseln.
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