Ein Roter, ein Schwarzer und einer für die Arbeit

Porträt eines Mannes vor einem roten Hintergrund.
Der Proporz bei der Vergabe von Staatsposten ist so widerlich wie eh und je.

Die Vergabe von Spitzenposten im öffentlichen Bereich bleibt ein stetes Ärgernis. Zuletzt hat ja die Juristin Ingeborg Friehs in KURIER erzählt, wie sie bedrängt wurde, sich gar nicht für das Amt der Wiener AMS-Chefin zu bewerben.

In den Zeiten der Großen Koalition der 1960er-Jahre war das Leben noch einfach und klar strukturiert. Die Oesterreichische Nationalbank legte im "Abkommen von Honolulu" sogar fest, dass alle Jobs gerecht zwischen ÖVP und SPÖ aufgeteilt werden. Das war schon ein Fortschritt. Zuvor kursierte folgender Witz: "Was tut der Staat, wenn ein Posten frei wird? Es werden drei Neue angestellt. Ein Roter, ein Schwarzer und einer, der die Arbeit macht." Als die FPÖ 1983 erstmals in die Regierung kam, vergaß sie ihre Kritik am Proporz, um ihn neu zu erfinden – mit Jobs für ihre Parteigänger.

Was bis heute gleich bleibt, ist die Erniedrigung von zumeist gut ausgebildeten Menschen durch Parteiapparate. Verschärft wird der Skandal inzwischen dadurch, dass die beiden Parteien, die zumeist die Posten vergeben, gerade noch die Hälfte der Wähler abdecken. Dazu kommt, dass junge Menschen mit der Bindung an Parteien überhaupt nichts mehr anfangen können. Aber wenn sie zum Staat, zu staatsnahen Firmen oder zum ORF kommen, erleben sie, wie sich Ältere bei einer Partei anbiedern – immer öfter auch bei einer Partie. Dort, wo eine Partei dominiert, muss man ja auch die interne Machtarithmetik verstehen, die sich freilich immer wieder verändern kann. Also wozu soll man sich anstrengen, wenn am Ende die tiefere Verbeugung über den beruflichen Aufstieg entscheidet?

Die Parteien sind heute kleiner und weiter weg von den Menschen. Und ihre Personalpolitik ist von gestern.

Kommentare