DSK: Neue Vorwürfe um Zuhälterring
Wieder ist der Ex-IWF-Chef in einen Skandal verwickelt: Unternehmer sollen Callgirls für Sex-Partys bezahlt haben.
Nur wenig Zeit hatte der ehemals mächtige Banker, um aufzuatmen. Nun scheinen Schleusen geöffnet worden zu sein - die Vorwürfe, die gegen
Dominique Strauss-Kahn in einem Fort erhoben werden, sind unterschiedlicher Herkunft, haben aber immer mit Sex zu tun. Nun gibt es den nächsten Skandal: Unternehmer hätten im Rahmen eines Zuhälterrings Sex-Dienste bezahlt, die auf Partys, die auch "DSK" besucht haben soll, angeboten wurden.
Das berichteten die Zeitungen Liberation und Figaro übereinstimmend unter Berufung auf die Vernehmung von Beschuldigten. Dabei habe Strauss-Kahn nicht nur in Paris an Sex-Partys teilgenommen, sondern es seien auch eigens Reisen nach Washington organisiert worden, wo der Internationale Währungsfonds (IWF) seinen Sitz hat. Strauss-Kahn hatte nach ersten Berichten über seine angebliche Verwicklung in den Skandal von "bösartigen" Unterstellungen gesprochen.
In dem Fall geht es um eine Callgirl-Affäre in der nordfranzösischen Stadt Lille. Nach Überzeugung der Ermittler soll ein gut vernetzter Zuhälterring regelmäßig Kunden von Luxushotels in Lille mit Callgirls aus dem nahen Belgien versorgt haben. Drei Hotels, darunter das Carlton, sind von der Schließung bedroht. Mehrere Verdächtige wurden festgenommen, unter ihnen der Direktor des Carlton. Sie müssen sich wegen Zuhälterei verantworten. Auch Polizisten wurden verhört.
Partys für 12.000 Euro
Liberation und Figaro berichteten nun, es habe zwei oder drei Reisen nach Washington gegeben. Die letzte habe zwischen dem 11. und 13. Mai stattgefunden, nur einen Tag vor der Verhaftung Strauss-Kahns in New York wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung eines Hotel-Zimmermädchens.
Der Chef einer Niederlassung des Bauunternehmens Eiffage, David Roquet, gegen den ein Ermittlungsverfahren wegen bandenmäßiger Zuhälterei eingeleitet wurde, habe beim Verhör ausgesagt, er sei im Februar zusammen mit einem weiteren Unternehmenschef sowie dem Polizeichef des Departements Nord auf Einladung von Strauss-Kahn nach Washington gereist, berichtete Liberation. Er habe mit Zustimmung seines Vorgesetzten die Flugtickets bezahlt. Im Mai habe die Gruppe auch "den
IWF besucht".
Laut Figaro bezahlten Roquet und ein anderer Unternehmer auch die Rechnungen in dem Pariser Hotel, in dem Sex-Partys stattfanden, an denen auch Strauss-Kahn und Polizeikommissar Jean-Christophe Lagarde teilgenommen hätten. Die Baufirma habe den Großteil übernommen, zwischen 12.000 und 15.000 Euro. Roquet, der am Freitag suspendiert wurde, versicherte demnach, Strauss-Kahn sei eingeladen gewesen. Eiffage baut derzeit unter anderem die Sportarena in Lille.
Strauss-Kahn: "Unterstellungen"
Strauss-Kahn hatte nach ersten Berichten erklärt, er könne eine Befragung kaum abwarten, um seinen guten Ruf wiederherzustellen. Die Berichte bezeichnete er am vergangenen Wochenende als "Unterstellungen und Schlussfolgerungen, die gewagt und erneut bösartig" seien.
Gegen Strauss-Kahn läuft derzeit in den USA immer noch ein Zivilverfahren wegen versuchter
Vergewaltigung eines Zimmermädchens. Ein Strafverfahren war zuvor eingestellt worden. Ein weiteres Strafverfahren in Frankreich wegen versuchter Vergewaltigung der Autorin Tristane Banon blieb ihm ebenfalls erspart; die Staatsanwaltschaft erkannte zwar einen "sexuellen Angriff" an, stellte das Verfahren aber wegen Verjährung ein. Weiter Schritte will Banon nun nicht setzen, die französische Justiz habe durch die Anerkennung der Verjährung ihren "Opferstatus" anerkannt, so Banon: "Ich behaupte weiter, dass es ein Vergewaltigungsversuch war, aber man kann nicht mehr sagen, dass ich Geschichten erfunden habe."
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