Diskussion um Gaucks Ehe nicht mehr zeitgemäß

Joachim Gauck mit seiner Partnerin Daniela Schadt auf dem roten Teppich.
In Deutschland löst der designierte Bundespräsident eine Debatte über sein Privatleben aus.

Die von Joachim Gauck getrennt lebende Ehefrau Hansi hat mit großer Zurückhaltung auf die Debatte über das Privatleben des designierten Bundespräsidenten reagiert. Zu einer möglichen Scheidung sagte Hansi Gauck der Rostocker Ostsee-Zeitung. „Bisher war das so nicht abgesprochen. Warum wird das jetzt wichtig?“ Die Gesellschaft sei doch offen auch für andere Partnerschaften. „Guido Westerwelle ist Außenminister und wird von seinem Lebenspartner begleitet“, sagte Hansi Gauck. Wenn die Scheidung jetzt „von weiter oben“ verlangt werde – „ich weiß es nicht“, sagte sie.

Die Diskussion darüber, ob ein Bundespräsident in „wilder Ehe“ leben darf oder heiraten muss, wie es einige Katholiken vom ehemaligen evangelischen Pfarrer gefordert haben, wird jetzt akademisch. Die Freiburger Soziologin und Geschlechterforscherin Nina Degele hielte es für „einen Rückschritt“, wenn Gauck jetzt um des Amtes willen seine langjährige Lebensgefährtin Daniela Schadt heiraten würde: „Das wäre eine Verbeugung vor den Reaktionären, die Familien- und Lebensverhältnisse wiederhergestellt haben möchten, die absolut nicht mehr zeitgemäß sind.“ Nach Ansicht der Expertin, geht der Trend auch in öffentlichen Ämtern hin zu alternativen Beziehungsmodellen. Diese Liberalität habe aber auch Grenzen: Dass sich die künftige „First Lady“ ihren repräsentativen Aufgaben entziehen könne, hält Degele für schwierig. „Da müsste sie einiges an Prügel einstecken.“ Aber es wäre „unglaublich stark“.

Beruf

„Zweifelhaft finde ich die Selbstverständlichkeit, mit der erwartet wird, dass Frau Schadt ihren Beruf aufgibt.“ Für die Soziologin ist dies das „eigentlich rückschrittliche“ an der Diskussion. „Bei Angela Merkel wäre niemand auf die Idee gekommen, von ihrem Mann zu verlangen, dass er sein Professorenamt aufgibt.“

 

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