Die jüngste Bürgermeisterin der Welt

Drei Personen sitzen an einem Tisch vor palästinensischen Flaggen und betrachten Dokumente.
Die erst 15-jährige Palästinenserin Bashaer Othman leitet zwei Monate lang die Stadtregierung von Allar. Ihre Regierungsbilanz ist beachtlich.

Tausche Sommerferien mit einem Job in der Politik: Die erst 15-jährige Schülerin Bashaer Othman aus Palästina musste bei diesem Angebot nicht lang überlegen. Zwei Monate lang schlüpfte die Teenagerin in die Rolle der Bürgermeisterin in der Stadt Allar im Westjordanland - und wurde damit zur jüngsten Stadtchefin der Welt, wie der Sender Al-Arabija berichtet.

Das ungewöhnliche Polit-Experiment geht auf eine Idee des Bürgermeisters der 9000-Einwohner-Stadt, Sufian Shadid, zurück. Auch die Jungen sollten auch mal eine Chance erhalten, sich an der Gesellschaft zu beteiligen. Und vielleicht findet der ein oder andere Gefallen an der Politik, so Shadids Hintergedanke.

Ausnahme Finanzpolitik

Zwei Bedingungen stellte Shadid auf: Die Jugendlichen sollen alle Entscheidungen im Stadtrat allein treffen - bis auf die Finanzpolitik. Die wollte man dann doch nicht in die Hände von Teenagern legen. Prinzipiell sollten die Erwachsenen aber lediglich in beratender Funktion tätig sein. Die Dauer der Legislaturperiode legte Shadid auf zwei Monate fest.

Zur Stadtchefin auf Zeit wurde schließlich Bashaer Othman ernannt. Jeden Tag geht die 15-Jährige nun ihr Büro im Rathaus, bereitet Reden vor, unterschreibt Dokumente, hält Sitzungen und Bürgersprechstunden ab. Sogar eine Auslandsreise nach Katar hat sie bereits absolviert.

"Am Anfang standen uns die Leute wegen unseres Alters sehr kritisch gegenüber", wird Bashaer beim Guardian zitiert. "Aber dann haben sie uns arbeiten gesehen, haben gesehen, wie zäh und leidenschaftlich wir sind, und nun respektieren sie uns".

Eine Frau am Bürgermeistersessel gab es in Allar bisher noch nie. Im Gremium der Stadtregierung herrscht zudem erstmals annähernde Geschlechter-Gleichstellung: Im elfköpfigen Stadtrat von Allar sind normalerweise nur zwei Frauen vertreten - in Bashaers Kabinett sitzen jedoch fünf Mädchen und sechs Burschen.

Kampf der Arbeitslosigkeit

Die Bilanz der Teenie-Bürgermeisterin kann sich sehen lassen: Unter ihrem Vorsitz wurde im Stadtrat etwa die Gründung einer lokalen Feuerwehr und der Bau eines Parks mit einem Kinderspielplatz beschlossen. Ihr wichtigstes Anliegen ist jedoch die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. "Wenn ich eine Sache erreichen könnte, dann wäre es ein Projekt, dass so viele Jobs für Jugendliche wie möglich schafft", sagt sie. Viele Menschen aus Allar müssten die Grüne Linie, die Grenze zu Israel, illegal überqueren, um arbeiten zu können. "Statt Leute als billige Arbeitskräfte nach Israel zu schicken, müssen wir hier Arbeitsplätze schaffen."

Bashaer hofft, dass ihre Rolle als Bürgermeisterin mehr Frauen dazu motiviert, sich gesellschaftlich zu engagieren. Ins Politikgeschäft will sie aber erst nach ihrem Studium wechseln. Bürgermeister Shadid ist jedenfalls bereits voll des Lobes für seine vorübergehende Stellvertreterin: "Sie macht einen tollen Job. Sie hat Charisma, Führungsqualitäten - und die Leute mögen sie".

  • Kommentar

  • Interview

  • Kommentar

  • Interview

  • Kommentar

  • Interview

  • Hintergrund

Kommentare