Die Griechen brauchen jetzt Hilfe aus Europa

Die Griechen wussten, dass sie den Euro behalten wollten, sonst aber recht wenig. Das ist ihnen auch nur teilweise vorzuwerfen. Das Wahlergebnis zeigt eine gespaltene, zum Teil verzweifelte Gesellschaft. Die Mehrheit der Stimmen wurde sicherlich nach der Überlegung abgegeben, was das kleinere Übel ist. Aber wenn die Griechen wirklich den Euro behalten wollen, wie konnten dann fast 30 Prozent dem Linksradikalen Tsipras glauben, dass er die Staatsausgaben, auch die Gehälter der Beamten wieder erhöhen, gleichzeitig aber keine Schulden zahlen werde? Das hätte nie funktioniert.
Andererseits: Jahrzehnte lang wurden die Griechen von allen Parteien belogen – und viele Bürger haben gut damit gelebt. Immerhin hat die Klientelpolitik Jobs geschaffen, die halt niemand brauchte. Und von den üppigen Bestechungsgeldern, auch der ausländischen Industrie, haben nicht nur Parteifunktionäre profitiert.
Griechenland braucht einen Neuanfang. Eine Regierung unter dem Linksradikalen Tsipras hätte unweigerlich bedeutet, den Weg zurück zur Drachme zu finden. Das wäre für ganz Europa mühsam geworden, für die Griechen am schlimmsten.
Wenn die Konservativen mit den Sozialisten eine Regierung bilden können, dann müssen sie schnell ein funktionierendes Wirtschaftssystem aufbauen.
Umstrittener Hoffnungsträger
Dass jetzt ausgerechnet ein Politiker vom Schlag eines Antonis Samaras zum Hoffnungsträger der meisten Griechen und der europäischen Staatskanzleien wurde, zeigt, wie absurd Politik sein kann. Samaras repräsentiert alles Üble, was man über die griechische Politikerkaste sagen kann. Nach seinem Universitätsstudium in den USA wurde er bereits mit 26 Jahren Parlamentsabgeordneter und Mitglied der konservativen Nea Dimokratia, die sich Skandale aller Art unredlich mit den Sozialisten teilte. Und ausgerechnet beim Thema Mazedonien, politischer Spielball der Nationalisten in Griechenland, rückte Samaras noch weiter nach rechts. Ein Nationalist spielt jetzt also in Athen den großen Europäer.
Noch Sonntagbend betonte Samaras, er wolle alles dafür tun, dass sein Land wieder Wirtschaftswachstum erreichen kann. Das wird er ohne Europäische Union nicht schaffen. Die Griechen haben sich in den Euro geschummelt und auch danach nichts dafür getan, eine halbwegs funktionierende Verwaltung inklusive Steuersystem aufzubauen. Gleichzeitig wurden die Parteien von den Konzernen weiter gut bedient.
Die EU wird den griechischen Banken über die nächsten Wochen weiter helfen. Vor allem aber muss jetzt dringend eine Art Entwicklungshilfe beginnen. Das klingt paternalistisch, aber ohne Unterstützung aus ganz Europa kann Griechenland kein vollwertiges Mitglied der Euro-Zone werden.
Vor allem müssen Regierungen und Notenbanken die Schuldenbewirtschaftung organisieren, um den Märkten die Lust am Spekulieren zu nehmen. Spätestens beim Gipfel Ende Juni, brauchen wir da Ergebnisse.
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