Die Bibel predigen, Pornos verkaufen

G eld und Moral. Der Kirche sollte Letzteres das höhere Gut sein, könnte man meinen. Doch eine Gruppe Katholiken und ein Zeitungsartikel wollen jetzt einen Skandal aufgedeckt haben.
Mit der Moral ist es beim deutschen Weltbild-Verlag, der zu 100 Prozent der
katholischen Kirche gehört, offenbar nicht so weit. Im Oktober veröffentlichte das Fachmagazin buchreport einen Artikel, der beschrieb, wie sich die katholische Verlagsgruppe am Geschäft mit der Erotik beteiligt. Aufgedeckt wurde die Diskrepanz allerdings schon vor drei Jahren, als sich im Frühjahr 2008 eine Gruppe entschlossener Katholiken versammelte und auf 70 Seiten über das fragwürdige Angebot des Verlags berichtete.
Demnach finden sich im Angebot des Weltbild-Verlags nicht nur Bücher von pornografischem Inhalt, sondern auch Hinweise zu Gewaltverherrlichung, Esoterik, Magie und Satanismus. Die Katholiken waren entsetzt, dass ihre Kirche mit derartigen unmoralischen In-halten Geld verdient.
Natürlich ließ die Gruppe auch die deutschen Diözesanbischöfe von den Schandflecken im Sortiment unterrichten. Diese reagierten aber nicht oder nur ein wenig. Immer wieder gingen seitdem Beschwerdebriefe bei den Bischöfen ein - immer wieder scheinen sie ignoriert worden zu sein.
"Sag Luder zu mir!"
Laut Welt Online hat das Unternehmen mehr als 6000 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von rund 1,7 Milliarden Euro. Nach dem Portal
amazon.de ist der weltbild.de der zweitgrößte Anbieter im Onlinebuchhandel. Was den stationären Verkauf betrifft, ist Weltbild mit 20 Prozent Marktanteil sogar der führende Buchhändler in Deutschland. Insgesamt hat Weltbild rund 20 Millionen Kunden.
Rund 2500 erotische Buchtitel bietet Weltbild derzeit im Online-Katalog an. Darunter Titel wie "Handbuch für Sexgöttinnen", "Sag Luder zu mir!" und "Vögelbar". Die Katholische Kirche predige stets die Moral, verdiene aber mit dem Kauf von Pornobüchern Geld, so der Vorwurf. Der Verlag wies die Vorwürfe zurück und verwies laut Süddeutsche Zeitung darauf, dass jene Bücher, die man im Onlineshop unter dem Stichwort "Erotik" finde, nicht einmal 0,017 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen.
Diese Woche hat nun Papst Benedikt XVI. die deutschen Bischöfe am Rande eines Empfangs aufgefordert, entschiedener als bisher gegen Pornografie vorzugehen. Das wird als indirekte Reaktion auf den Weltbild-Skandal gedeutet.
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