Deutschland: Witwe liebt Geiselgangster

Der zu lebenslanger Haft verurteilte Hans-Jürgen Rösner will noch vor Weihnachten eine 40-jährige, verwitwete kaufmännische Angestellte aus dem Ruhrpott heiraten. Die Frau hat sich als junges Mädchen, während sie die Geiselnahme im Fernsehen verfolgte, in ihn verliebt und ihn nie mehr vergessen konnte. Der 55-jährige Rösner hat seine Strafe bereits abgesessen, sitzt aber voraussichtlich noch fünf Jahre in Sicherheitsverwahrung.
Der Bild-Zeitung sagte die blonde Frau, dass sie auf seinen Antrag lange gewartet habe. Vor drei Jahren sah sie den Mörder wieder im Fernsehen, da "habe ich ihm geschrieben. Und Hans-Jürgen hat gleich geantwortet." Sie sagt: "Trotz der schlimmen Geiselnahme fand ich Rösner irgendwie sympathisch. Er hatte eine Ausstrahlung, die mich faszinierte."
Die künftige Frau Rösner war 16, als das Grauen in Gladbeck passierte, ihre Tochter ist 17. Hans-Jürgen Rösners Geisel Silke Bischof war erst 18, er erschießt sie nach dem 54-stündigen Drama auf dem Rücksitz des Fluchtautos. Dann erst wurden die Verbrecher von einem Spezialkommando überwältigt.
Das Drama
Am 16. August 1988 überfielen Rösner und Dieter Degowski kurz vor acht Uhr die Deutsche Bank in Gladbeck in Nordrhein-Westfalen und nahmen Silke Bischof und eine weitere Bankangestellte als Geisel, weil die Polizei anrückte. Erst am späten Abend fahren sie mit ihren Geiseln in einem Fluchtwagen los und eine Odyssee beginnt. In Bremen kapern sie einen Linienbus mit 27 Insassen. Um 23.07 Uhr erschießt Degowski den 15-jährigen Schüler Emanuele di Giorgio, der sich schützend vor seine Schwester stellt. Ein Polizist kommt während der Verfolgung bei einem Autounfall ums Leben. Am nächsten Tag stehen sie wieder mit einem Fluchtauto und ihren zwei Geiseln aus der Bank in der Kölner Innenstadt und geben hämische Interviews. Es war das erste Verbrechen, das quasi live übertragen wurde.
KURIER-Chefredakteur Helmut Brandstätter war als ORF-Korrespondent dabei: "Journalisten dürfen nie Komplizen sein. Damals waren wir knapp daran. Per Polizeifunk verfolgten wir die Verbrecher, versuchten Interviews. Gladbeck hat uns wachgerüttelt. Nach dem Mord war ich über unsere Aufnahmen schockiert."
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