Deutschland: Neugier auf neue First Lady

Es war Gaucks erster Anruf, nachdem ihm die Kanzlerin im Taxi vom Airport ihre Wahl mitgeteilt hatte: "Es ist jetzt so weit", sagte der 72-Jährige zu seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt. Er erreichte sie im Zug von Wien nach Nürnberg. Sie hatte Gauck zu einer Veranstaltung im Stadttheater Walfischgasse begleitet – wie oft in den letzten zwölf Jahren. Bei einem Vortrag in Nürnberg hatte die heute 52-Jährige Gauck damals kennengelernt.
"Eine gelungene Ost-West-Verbindung" nennt die gebürtige Hessin aus der Nähe von Frankfurt ihre Fernbeziehung zu dem in Berlin lebenden Gauck. Die studierte Germanistin ist seit 27 Jahren Redakteurin der Nürnberger Zeitung (Auflage: 80.000 Stück) und inzwischen Innenpolitik-Chefin. Sie gilt laut Bild als "großartige Kollegin", die "mit ihrem Lachen ganze Räume ansteckt". Schadt ist unverheiratet und kinderlos, liebt Fußball, französische Literatur und klassische Musik.
Bescheiden
Öffentliche Auftritte an der Seite Gaucks, die dieser sichtlich genießt, absolviert sie in selbstbewusster Bescheidenheit. Trotzdem sei ihr die kommende Rolle "noch etwas unwirklich", gestand sie im ersten Interview mit „ihrer“ Zeitung. Sie müsse sich „noch ein bisschen sortieren“, obwohl "man sich mit dem Thema natürlich auseinandergesetzt hat". Sie freue sich auf die neue Aufgabe.
Das tun auch die Medien. Die Berichterstattung über Schadt ist wohlwollend, wie sie über Gauck schon seit seiner gescheiterten Kandidatur 2010 war. Im Mittelpunkt steht nun die Frage, wann er sie heiraten wird: Es wäre "das erste nach der Wahl", hatte er damals auf die entsprechende Frage gesagt.
Allerdings müsste sich Gauck zuvor von seiner ersten Frau scheiden lassen, von der er seit 1991 getrennt lebt. Den Formalakt mit der Mutter seiner vier erwachsenen Kinder hat er bis jetzt vermieden. Für viele Deutsche wäre der jetzige Zustand nicht negativ, eher gäbe es im Ausland Protokoll- Probleme, meint die Presse.
Unions-Kreise, die ihn schon als SPD-Günstling ablehnten, stört aber ein Präsident in wilder Ehe: Norbert Geis ( CSU) forderte ihn auf, "seine Lebensverhältnisse zu ordnen, um keine Angriffsfläche zu bieten". Das fällt Gauck wohl nicht schwer: "Ich bin ja kein Feind bürgerlicher Lebensformen", scherzte er schon seinerzeit.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Hintergrund
Kommentare