Der Geist von Alpbach komme über die Jungen

Porträt eines Mannes vor einem roten Hintergrund.
Es wird höchste Zeit, dass sich die Jugend in die Politik einmischt.

Wer sich Sorgen um die Jugend unseres Landes macht, muss nach Alpbach fahren. In den Tiroler Bergen, wo auch in diesem Jahr wieder Macht und Intelligenz zusammenfinden, zeigen die Jungen, was sie können. Als beim Europäischen Forum Alpbach in dieser Woche über die "Zukunft der Jugend" diskutiert wurde, aber über die Köpfe der Betroffenen hinweg, setzten sich die Jungen zur Wehr und eroberten das Podium. Diese Generation will nicht "mutlos" sein, wie der KURIER schrieb. Danke, diese Botschaft hören wir gerne, auch wir nicht mehr so Jungen.

Keine Bevölkerungsgruppe ist so gut organisiert wie die Pensionisten, brav österreichisch in rote und schwarze Verbände aufgeteilt. Und keine Stimme ist so leise wie die der Jugend. Das ist das Schöne am Geist von Alpbach: Die Jungen haben gezeigt, dass sie aufstehen können, dass sie sich einmischen müssen. In der Medien- Demokratie muss man sich vordrängen. Die im Schatten sieht man nicht.

Und noch eines wurde klar: Die jungen Leute von Alpbach sehen die Vorteile unseres politischen Systems, einschließlich der Sozialpartnerschaft. Sie haben ja auch davon profitiert, vom Gratis-Schulbuch bis zum Auslandsstudium. Sie erkennen auch die relativ guten Wirtschaftsdaten, die niedrigen Arbeitslosenzahlen an. Aber das reicht nicht. Den Politikern stehen sie im besten Fall ratlos gegenüber, ihre Sprache ist ihnen fremd.

Europa wird gelebt

Das mag daran liegen, dass jedenfalls die gut ausgebildeten Jungen das leben, wovon die Alten nur reden. Europa und auch der Euro sind eine Selbstverständlichkeit. Vor allem aber braucht jemand, der sein Leben noch vor sich hat, eine Perspektive für die Zukunft: Wo entstehen neue Jobs? Wie gründe ich ein Unternehmen? Wie werden politische Prozesse transparent?

Wer in Österreich aufgewachsen ist, hat einen Staat erlebt, der sich gerne überall einmischt und für alle Widrigkeiten des Lebens zuständig sein will. Zu hohen Kosten natürlich. Dass dieser Staat bereits jenseits seiner Finanzierbarkeit angelangt ist, wissen die Jungen. Sie hätten zwar auch gerne einmal eine Pension, aber erwarten diese kaum noch.

Und noch eines geht dem Nachwuchs ordentlich auf die Nerven: Wie in Österreich eine kleine Gruppe von Leute einander Jobs, Geld und politischen Einfluss zuschiebt. Karl-Heinz Grasser war in seiner lockeren Art für manchen Jugendlichen eine politische Hoffnung. Heute wissen sie, dass Grasser seine Freunde und Freunderln bedient hat. Dass bei der Privatisierung des Dorotheums zwei Familien, die ohnehin auf der Sonnenseite des Lebens daheim sind, profitierten, zeigt Politik von ihrer finstersten Seite. Wenn Politiker für ihr Tun keine Verantwortung übernehmen müssen, kann das für junge Leute nur abschreckend sein. Und dass Abgeordnete zu feig sind, einen Zeitungsmacher vorzuladen, sagt vieles über unser Parlament.

Junge, wir brauchen euch, ihr könnt es besser

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