Degus - die trällernden Nager

Miniaturkänguru ohne Beutel? Aus der Art geschlagenes Chinchilla? Eichhörnchen ohne Wuschelschwanz? Vollgefressene Riesenmaus?
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Degus mit ihrer kurzen Schnauze, den großen Ohren, den ausgeprägten Hinterbeinen, dem gedrungenen Körper und dem langen behaarten Schwanz mit Quaste schauen aus wie eine Kreuzung aus Ratte und Kaninchen", beschreibt KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter: "Sie gehören zur Familie der Trugratten. Ihre nächsten Verwandten sind aber die Meerschweinchen."
Die Direktorin des Tiergarten Schönbrunn weiß, dass auch Haustier-Arten Modeströmungen unterworfen sind. Degus zählten in den 1980er-Jahren zu den Lieblingen der Kleintier-Fans. Jetzt haben sie wieder gute Chancen auf ein Comeback. Ihre artgerechte Haltung ist allerdings anspruchsvoll.
Degus sind überaus gesellig. Das Tierschutzgesetz verbietet daher die Einzelhaltung. "Drei bis fünf Exemplare sind besser als zwei", sagt Schratter. Wurfgeschwister harmonieren besonders gut. Gleichgeschlechtliche Gruppen vermehren sich nicht.
Käfig
Weil Degus von Natur aus gerne graben, springen und klettern, benötigen sie einen geräumigen Käfig. Das Gehege für zwei Vierbeiner muss mindestens 100 cm mal 50 cm messen. Und einen Meter hoch sein. "Plastikkäfige kann man nicht verwenden, die halten den Zähnen nicht stand", erklärt die Expertin. Die Tiere machen ihrem Ruf als begeisterte Nager alle Ehre. Unterkünfte aus Glas mit Öffnungsschlitzen oben und unten für die Luftzirkulation sind ideal. Zugluft allerdings macht krank. Bei Gitterkäfigen fällt Einstreu durch die Stäbe hinaus.
"Degus haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang. Sie brauchen viel Auslauf", sagt der KURIER-Tiercoach. Der Freilauf in der Wohnung muss stets beaufsichtigt werden - zum Schutz der flinken Gesellen und zum Schutz der Einrichtung und Kabel.
Klettermöglichkeiten sollten die Tiere auch im Käfig vorfinden. Eine dreidimensionale Einrichtung mit mehreren Etagen und Ästen erlaubt Ausflüge in die Höhe. "Schaffen Sie Degus einen abwechslungsreichen Lebensraum: mit zehn Zentimeter Einstreu aus Hobelspänen zum Buddeln, mit Steinen und Wurzeln, mit einem Schlafhäuschen zum Zurückziehen", zählt
Schratter auf. Das Zubehör muss aus robustem Material sein. Harte Äste dienen der Zahn- und Krallenpflege, feiner Chinchilla-Sand in einer Keramikschüssel dient der Fellpflege. Laufrad oder Laufteller machen Spaß.
Kost
"Degus sind auf karge Kost eingestellt. Das muss man auch in der Ernährung berücksichtigen", sagt die Expertin. Heu und spezielles Degufutter mit geringem Fettanteil dienen als Grundnahrung. Zwei bis drei Mal in der Woche erweitern Gemüse, Karotten, Gurken und Salat den Speiseplan. Obst darf nur in Ausnahmefällen angeboten werden: Der Zucker tut den Tieren nicht gut. Täglich frisches Trinkwasser versteht sich von selbst.
"Über das Futter kann man Degus auch gut beschäftigen", erklärt der KURIER-Tiercoach. Versteckte Karottenstücke, Zweige mit Blättern, verstreute Rübenstücke fordern die Vierbeiner und sorgen für Zeitvertreib. "Die tagaktiven Degus passen besser zu Heimtierhaltern, die Freude am beobachten haben, als zu kleinen Kindern, die ihr Haustier gerne streicheln und herumtragen wollen", sagt Schratter. Apropos aufnehmen: Die springlebendigen Degus müssen vorsichtig mit Untergriff gefasst werden. Am Schwanz mit der empfindlichen Quaste dürfen die
Nager nie hochgehoben werden. Der kann abreißen und wächst nicht nach.
Kommunikation: Pfiffe und Freudensprünge
Sprache Degus verfügen über eine faszinierende Laut- und Körpersprache. Artgenossen kommunizieren vor allem mit pfeifenden und zwitschernden Geräuschen. Warnungs-, Abwehr- und Kontaktlaute sind auch für Menschen deutlich hörbar, andere Äußerungen liegen im Ultraschallbereich.
Wohliges Glucksen Bei gegenseitiger Fellpflege z. B. trällern Degus vor sich hin. Dazu steigen die Tiere auch oft auf den Rücken des anderen und beknabbern den Nacken und den Ohrenbereich. Manche Degus genießen ein entsprechendes Kraulen durch den Heimtierhalter.
Ärgerliches Quieken Wollen Degus Ruhe haben, quieken sie laut. Besonders beim Fressen ist dieser Ton zu hören. Diebische Artgenossen werden gleichzeitig mit den Vorderpfoten abgewehrt.
Schrilles Pfeifen Wittern Degus Gefahr, erstarren sie kurz und geben einen grellen Ton von sich. Nimmt der Rest der Gruppe die Warnung ernst, huscht er ins Versteck.
Schrille Laute Rhythmisch ausgestoßene, schrille Laute über mehrere Minuten sind Unmutsäußerungen. Sie sind aber kein Grund zur Besorgnis, auch Artgenossen bleiben von den Geräuschen unbeeindruckt.
Freudensprünge Ausgelassene Degus springen munter herum.
Schwanzwedeln Bei besonderer Aufregung wedeln Degus mit der Schwanzspitze - zum Beispiel bei der Paarung, der Verteidigung von Futter und bei allgemeiner Anspannung.
Gekrümmter Rücken Degus setzen das Signal ein, um Gegner vor einem Kampf zu warnen.
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