Dänemark: Freies Geleit für Olivers Mutter

Eine Frau umarmt einen kleinen Jungen vor einer grünen Hecke und Palmen.
Am 6. September entscheidet ein Pflegschaftsgericht in Dänemark im Fall Oliver. Diplomaten vermitteln im Hintergrund.

Das Außenministerium in Wien hat im Fall Oliver schon einiges erreicht. Seit dieser Woche liegt ein Schreiben des dänischen Justizministers vor, das der Grazer Mutter Marion Weilharter freies Geleit zum entscheidenden Prozess am 6. September in Helsingor zugesteht. Der wichtigste Schritt scheint damit getan, eine neuerliche Festnahme undenkbar.

Für Marion Weilharter reicht das nicht. "Mein Leben steht auf dem Spiel", sagt sie zum KURIER. "Ich habe das dänische System angegriffen." Und: "Ich habe gestern wieder nicht mit Oliver reden können."

Oliver in Skype

Seit der Entführung durch den Vater Thomas S. am 3. April, als Oliver nach Dänemark gebracht wurde, lebt sie in Sorge um ihr Kind. Auf höchster Ebene laufen derzeit Versuche, dass sie zumindest einen Kontakt per Skype-Videokonferenz bekommt.

Weilharter hat an sich ein Abkommen mit dem Kindesvater, gegen den Anklage wegen Entführungsverdachts erhoben wurde. "Olivers Vater sagte mir, das Kind wolle nicht mit mir reden." Eine Woche zuvor sei ihr das Gleiche passiert. "Wird mein Kind einer Gehirnwäsche unterzogen?"

Für die Kindesmutter wird die Situation unerträglich. Wenn nun signalisiert werde, sie könne über Skype mit Oliver reden, "wäre das zunächst hilfreich für mich". Aber glauben kann sie noch nicht daran.

Zwei Reisepässe

Das dänische Jugendamt hat allerdings Kontakt zu dem Buben, sickerte aus gut informierter Quelle durch. Dass die lokalen Behörden den österreichischen Vertretern in dem Fall überhaupt Gehör schenken, ist eigentlich nicht üblich. Denn Oliver hat auch einen dänischen Reisepass und ist für die lokalen Behörden damit ein dänisches Kind.

Dass der Bub über eine Doppelstaatsbürgerschaft verfügt und genauso Österreicher ist, spielt dabei keine Rolle.

"Wenn umgekehrt ein Kind in einem Sorgerechtsstreit einen österreichischen und einen ausländischen Pass hat, dann machen wir das genauso", erklärt ein Diplomat dem KURIER. "Dann ist das Kind für uns ein Österreicher, so ist das üblich."

Vater will Vergleich

Bis zum Prozess am 6. September laufen hinter den Kulissen weitere Vermittlungsgespräche, über die man in der Öffentlichkeit nicht redet. So bleibt auch unkommentiert, dass es ein Vergleichsangebot des Vaters geben soll. Demnach wolle er Oliver in Dänemark in die Schule schicken, die Mutter dürfte ihn aber während der Ferien immer bei sich haben.

Darauf lässt sich Weilharter erst gar nicht ein, sagt sie. Allein schon wegen des strafrechtlichen Aspektes der Entführung aus ihrer Obhut: "Ich will Oliver so schnell wie möglich wieder bei mir haben. Er wurde seiner Grazer Familie brutal entrissen."

Damit wird es in Helsingor wohl im September zum Showdown kommen. Vor Ort mit dabei sein wird die dänische Wahlverteidigerin von Weilharter, ihre österreichische Anwältin, ein Dolmetscher sowie zwei Vertreter der österreichischen Botschaft.

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