Costa Allegra hat Seychellen erreicht

Eine Frau mit Sonnenbrille und Stirnband gibt vor Koffern ein positives Zeichen.
Die Qualen für die Passagiere haben ein Ende. Die manövrierunfähige Costa Allegra ist im Hafen der Seychellen eingelaufen.

Das im Indischen Ozean havarierte Kreuzfahrtschiff " Costa Allegra" hat den Hafen der Seychellen-Hauptinsel Mahe erreicht. Viele der rund 1000 Menschen an Bord  - darunter 97 Österreicher - standen am Donnerstag an Deck und winkten, als das Schiff am Kai festgemacht wurde. Das Rote Kreuz hatte im Hafen Zelte aufgebaut, um die Passagiere versorgen zu können.

"Wir sind hier, um Wasser und psychologische Unterstützung anzubieten, weil die Passagiere sich in einer sehr stressigen Situation befanden", sagte eine Rot-Kreuz-Mitarbeiterin. Das Kreuzfahrtschiff hatte sich am Montag auf dem Weg von Madagaskar zu den Seychellen befunden, als im Maschinenraum ein Brand ausbrach. Dieser konnte zwar gelöscht werden, doch fielen der Strom, die Klima-und die Toilettenanlagen aus.

Die Passagiere und Crewmitglieder verbrachten die Nächte im Freien an Deck. Die "Costa Allegra" wurde nun von einem französischen Thunfischkutter in den Hafen von Mahe geschleppt. Begleitet wurde das havarierte Kreuzfahrtschiff aus Sorge vor möglichen Piratenangriffen in den vergangenen Tagen von Schiffen der Küstenwache. Die 26-Tage-Seereise sollte eigentlich von Mauritius über Madagaskar durch den Suezkanal bis Savona in Italien führen.

Viele wollen weiter urlauben

Kreuzfahrtpassagiere verlassen mit Gepäck ein Schiff der Costa Crociere.

Auf dem Flughafen von Mahe standen zwei Flugzeuge bereit, um die Reisenden zurück in ihre Heimat zu fliegen. Wie die italienische Reederei mitteilte, haben von den 627 Gästen an Bord bis jetzt jedoch 376 das Angebot von Costa Crociere angenommen, ihren Urlaub auf den Seychellen fortzusetzen.

Diese Gäste werden auf Kosten des Veranstalters die Zeit in Tophotels auf verschiedenen Seychellen-Inseln verbringen. Costa Crociere wird sich auch um den Rückflug am Ende des Aufenthalts kümmern. Die restlichen 251 Gäste haben sich dafür entschieden, direkt von Mahe, Hauptinsel der Seychellen, nach Hause zu fliegen.

Auf dem Kreuzfahrtschiff war am Montag ein Feuer im Maschinenraum ausgebrochen. Die manövrierunfähige Costa Allegra wurde anschließend von zwei Schleppern und einem französischen Trawler durch Piratengebiet nach Mahe gebracht. Da es keinen Strom an Bord gab, mussten die Passagiere die Reise über den Indischen Ozean bei tropischer Hitze ohne Kühlung überstehen. Helikopter versorgten die Menschen aus der Luft mit dem Nötigsten.

Die Havarie erregte besonders starke internationale Aufmerksamkeit, weil die "Costa Allegra" zur selben Reederei gehört wie die " Costa Concordia", die vor rund sechs Wochen vor der italienischen Toskana-Küste auf einen Felsen auflief und kenterte. Bei dem Unglück starben 32 Menschen.

Costa-Chef: "Werden nicht zugrunde gehen"

Nach dem neuerlichen Unfall mit einem ihrer Kreuzfahrtschiffe zittert die italienische Reederei Costa Crociere mit Sitz in Genua um ihre Zukunft. Geschäftsführer Pierluigi Foschi zeigt sich dennoch optimistisch. "Unsere Gesellschaft ist solide, es gibt von diesem Standpunkt keine Gefahr", versicherte Foschi nach Angaben der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera am Donnerstag.

Gerüchte kursieren, wonach der Mutterkonzern Carnival auf die Marke " Costa Crociere" verzichten könnte. " Costa Crociere" könnte mit dem Brand "Carnival Cruise Line Italia" ersetzt werden, was jedoch von Foschi bestritten wurde. "Wir wollen hart arbeiten, um die Marke Costa zu retten", betonte der Geschäftsführer.

Auch die Stadt Genua, Hauptquartier von Costa Crociere, bangt um die Zukunft der Kreuzfahrtgesellschaft, die 20.000 Personen beschäftigt und einen Umsatz von 2,5 Milliarden Euro generiert. In der Genueser Ortschaft Sestri Levante wurden die neuesten Costa-Schiffe gebaut. Genuas Bürgermeisterin Marta Vincenzi erklärte sich mit der Reederei solidarisch. Costa sei eine große italienische Gesellschaft, die wieder das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen werde.

Costa Concordia: Vorverhandlung startet

Unterdessen sind die mehr als 4.200 Passagiere und Besatzungsmitglieder, die sich an Bord des am 13. Jänner vor der toskanischen Insel Giglio havarierten Kreuzfahrtschiffes " Costa Concordia" befanden, von den italienischen Justizbehörden eingeladen, an einer am kommenden Samstag geplanten Vorverhandlung im Verfahren über das Schiffsunglück teilzunehmen. Wegen des erwarteten großen Andrangs findet der Termin im Theater der toskanischen Stadt Grosseto statt.

Auf der Anklagebank werden Kapitän Francesco Schettino, Vizekapitän Ciro Ambrosio, sowie drei weitere Offiziere der " Costa Concordia" Platz nehmen. Wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung drohen Schettino 15 Jahre Haft pro Todesopfer. Für Schiffbruch beträgt der Strafrahmen zehn Jahre Haft. Dazu drohen Haftstrafen wegen der Passagiere, die an Bord angeblich sich selbst überlassen wurden.

Ermittlungen laufen auch gegen den österreichischen Vizepräsidenten der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, dem Betreiber des verunglückten Schiffes, sowie gegen den Chef des Krisenstabs der Costa Concordia, Roberto Ferrarini, und gegen Flotten-Inspekteur Paolo Parodi. Ihnen werden Mängel bei der Koordinierung der Rettungsaktion an Bord des Schiffes vorgeworfen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

Kommentare