Cobra-Großeinsatz für den Dalai Lama

Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama, fürchtet einen knapp bevorstehenden Giftanschlag auf seine Person. Damit löst er auch in österreichischen Sicherheitskreisen erhöhte Nervosität aus, denn das Oberhaupt der Tibeter bereist in den kommenden Tagen die Alpenrepublik.
In einem Interview für die britische Zeitung Sunday Telegraph gab der Dalai Lama am Sonntag in ungewohnter Offenheit seine Befürchtungen preis. Demnach habe er Informationen, wonach chinesische Agenten Killerkommandos gegen ihn ausgebildet hätten. Und zwar tibetische Frauen, die den ihn während seiner Segnungen berühren und dabei ein durch die Haut wirksames Kontaktgift übertragen sollen. "Sie sagen, sie sind krank und wollen, dass ich sie segne. Dann berühren sie meine Hand."
Giftanschlag
Bestätigen konnte der Dalai Lama die Attentatsabsichten nicht. Es sei so gut wie unmöglich, die Informationen in China gegenzuchecken. Doch seine Auskunftspersonen schätzt er als hochgradig glaubwürdig ein. Und der Sunday Telegraphberichtet, es habe bereits im vergangenen Jahr einen Versuch gegeben, das geistliche Oberhaupt der Tibeter zu vergiften.
Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums, sieht die Verantwortung für die Sicherheit des Dalai Lama in den nächsten Tagen bei zwei Organisationen: beim österreichischen Verfassungsschutz und bei der Sicherheitstruppe des Dalai Lama.
Beim Verfassungsschutz erhält der Dalai Lama eine außerprotokollarische Sonderbehandlung. Denn rein formal ist er zwar kein Staatsoberhaupt, er bekommt aber den selben Schutz auf hohem Niveau wie ein Staatspräsident. Hier sind es vor allem die Beamten der Sondereinsatzeinheit "Cobra", die eventuelle Angriffe erkennen und abwehren müssen. Und die fahren das "volle Programm". Das bedeutet, Konvois mit Panzerlimousinen, Sprengstoff- und Bombendetektoren. Auch sein unmittelbarer Lebensbereich in den jeweiligen Unterkünften wird abgeschirmt.
Tibet-Securities
Gleichzeitig verfügt der Dalai Lama aber auch über eigenes Sicherheitspersonal. Und diese Spezialisten sind für seinen unmittelbare Lebensbereich zuständig. Sie entscheiden etwa, was er zu essen bekommt und welche Personen er an sich heranlässt. "Möglicherweise wird daher der Dalai Lama eher vorsichtiger bei seinen spontanen Begegnungen, wenn er unangekündigt ins Publikum geht," vermutet Wilfried Pesentheiner vom Veranstalter in Klagenfurt. Darüber hinaus ortet Pesentheiner aber zumindest bei den Veranstaltungen keine erhöhte Gefahr, weil in Österreich eher nationale und regionale Besucher erwartet werden und es keine Anzeichen für Treffen mit tibetischen Frauen gebe.
Programm: Viele Begegnungen erhöhen das Risiko
Kärnten Der Dalai Lama landet am 17. Mai zu Mittag in Klagenfurt. Danach besucht er Hüttenberg, die Heimatgemeinde seines verstorbenen Freundes Heinrich Harrer. Dort gibt es einen frei zugänglichen Empfang für die Bewohner und den Segen für das Tibetische Ausbildungszentrum. Am 18. und 19. Mai sind ganztägige "Unterweisungen" (Messehalle 2, Klagenfurt) für jeweils 5000 Besucher vorgesehen. Davor erhält Seine Heiligkeit die Goldene Ehrenmedaille der Stadt (Rathaus). Am 19. Mai verleiht der Dalai Lama den Absolventen der akademischen Lehrgänge des Tibetzentrums ihre Zertifikate (Messehalle 2). Am 20. Mai hält er einen Vortrag über "Die Kunst des Glücklichseins".
Salzburg Am Nachmittag wird das geistliche Oberhaupt der Tibeter im Hangar 7 erwartet, am 21. Mai sind Veranstaltungen in der Salzburgarena geplant.
Wien Seine Heiligkeit trifft nach Besuchen in Italien und Belgien am 25. Mai ein, kommt in die Stadthalle und am 26. Mai ins Audimax der Universität.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Hintergrund
Kommentare