Carl Lampert in Dornbirn seliggesprochen

Der 1944 von den Nazis ermordete Provikar
Carl Lampert ist am Sonntag in Dornbirn seliggesprochen worden. Angelo Kardinal Amato, Präfekt der Selig- und Heiligsprechungskongregation des Vatikans, verlas das Dekret des Papstes vor 1700 Angehörigen, geistlichen und weltlichen Würdenträgern und Gästen, die in der Stadtpfarrkirche St. Martin und einem eigens errichteten Zelt davor Platz gefunden hatten. In Vorarlberg läuteten alle Kirchenglocken.
Lampert, 1894 in Göfis bei Feldkirch geboren, hatte sich als Bischofstellvertreter von Innsbruck gegen die Repressalien durch die Nationalsozialisten gewehrt, wurde in das damalige Pommern verbannt, dort bespitzelt und unter vorgeblichen Anschuldigungen schließlich zum Tod verurteilt. Vor genau 67 Jahren wurde er in Halle an der Saale enthauptet. Als Provikar war Carl Lampert das ranghöchste Nazi-Opfer des österreichischen Klerus. Er hatte in seiner Haft auch mehrfach Folter erlitten.
"Carl Lampert, Priester und Märtyrer"
Dem 2005 von Papst Benedikt XVI. geänderten Ritus entsprechend, hatte Bischof Elmar Fischer als Oberhaupt der örtlich zuständigen Diözese den Kardinal formell um die Seligsprechung gebeten. In
St. Martin hatte der Geistliche in den 1920ern als Kaplan begonnen, weshalb die Kirche als Ort der Verkündung gewählt wurde: "Carl Lampert, Priester und Märtyrer", heißt es in der päpstlichen Verfügung, habe "Verfolgung und Tod auf sich genommen, weil er sich als unerschrockener Diener des Evangeliums zum Herrn Jesu bekannte und die Kirche verteidigte." Kardinal Amato überreichte das Dekret anschließend Vorarlberger Jugendlichen, zum Zeichen dafür, dass das Glaubenszeugnis des Seligen in die nächsten Generationen weiterwirken soll.
In seiner Predigt zeichnete der Innsbrucker Diözesanbischof und Kozelebrant Manfred Scheuer anhand von Briefen und Vernehmungsprotokollen das Bild des Märtyrers: "Bei der Verhandlung wurde er unter anderem auch gefragt, welches Werk er höher schätze, das Evangelium oder das Buch "Mein Kampf'? Darauf gab er folgende Antwort: Das Evangelium ist das Wort Gottes und verkündet die Liebe. Das Buch des Herrn Hitler ist das Werk eines Menschen und predigt nur den Hass." Carl Lampert hätte frei gehen können, wenn er den Talar ausgezogen hätte, erinnerte Scheuer: "Carl Lampert ist für die Rechte der Kirche eingetreten in einer Zeit, in der das Recht gebeugt wurde, in Zeiten, in denen Menschenrechte durch das Recht des Stärkeren ersetzt wurden."

Seligpreisungen seien eine "Magna Charta gegen die Resignation und gegen die Hoffnungslosigkeit". Trotzdem lasse sich Lampert "nicht einfach bewundern", so
Scheuer, denn zugleich müsse man auch "die Frage an das eigene Leben richten: Und was ist mit dir?" Die Seligsprechung Lamperts sei deshalb "Krisis" und "Gericht für gegenwärtige Lebens- und Glaubensstile", mahnte Scheuer: "Wir sind nicht automatisch in einem großen Wir-Gefühl mit dem seligen Provikar eins, wir können uns nicht arrogant gegenüber den ,Bösen' der Vergangenheit erheben, denn die Bosheit schleicht sich auch heute in der Gestalt der Wohltat ein und Menschenverachtung nistet sich in den Feldern der Gewohnheit."
Zur Agape auf dem Marktplatz vor der Kirche stellten Schüler 400 selbst gestaltete Kerzen zu einer "Wolke der Zeugen" auf. Jede Kerze symbolisierte dabei einen Menschen aus Vorarlberg, der während des
Zweiten Weltkriegs Opfer der NS-Verfolgung geworden war.
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