BZÖ in Not: Schrumpelnde Orangen

Wir haben eine hoffnungsvolle Zukunft." Dieser Tage muss sich Josef Bucher viel Mut zusprechen. Die Chance, nach der Wahl 2013 wieder ins Parlament zu kommen, war schon bisher klein. Frank Stronach, der neue Player auf dem politischen Spielfeld, hat sie weiter verringert. Experten sind sich einig: Der Milliardär wird vor allem Blaue und Orange Stimmen kosten. 2008 schaffte das BZÖ zwar 10,7 Prozent; das lag aber an Frontmann Jörg Haider. "Seit seinem Tod ist das BZÖ im Überlebenskampf. Das hat sich durch Stronach drastisch verschlimmert", befindet der Politik-Berater Thomas Hofer.
Kein Themenführer
Haiders Nachfolger Bucher müht sich redlich, ein Durchreißer ist der Friesacher Wirtssohn nicht. Mit dem Slogan "Genug gezahlt" hofft er, Europa-Skeptiker als Wähler zu gewinnen; die werden freilich auch von Heinz-Christian Strache und Stronach umworben. "Das BZÖ hat nirgends die Themenführerschaft, bei der Euro- und EU-Kritik waren sie Zweiter hinter der FPÖ. Jetzt drohen sie Dritter hinter Stronach zu werden", analysiert der Politologe Peter Filzmaier.
Stronach könnte Bucher auch noch Abgeordnete abspenstig machen: Solche, die davon ausgehen, wegen mangelnden Wahlerfolgs kein Mandat mehr zu bekommen. Ein einstiger BZÖler hat beim Milliardär ja schon angedockt: der Salzburger Erich Tadler. Ein zweiter Ex-Oranger, Robert Lugar, liebäugelt damit, zu Stronach zu wechseln. Lugar hat das BZÖ 2011 verlassen, ein Jahr davor ist Tadler gegangen; und drei Kärntner Mandatare sind zu den Blauen übergelaufen. Damit ist der BZÖ-Klub seit 2008 von 21 auf 16 Mandatare geschrumpft. Dazu kommt: Buchers Truppe ist nach wie vor in keinem Landtag. Umso kühner ist des Parteichefs Ansage, Kärntner Landeshauptmann werden zu wollen. Laut Filzmaier geht es dabei primär darum, wahrgenommen zu werden. "Für Bucher ist das die einzige Möglichkeit, vor der Nationalratswahl medial präsent zu sein." In den Wahlkämpfen in Niederösterreich und Tirol werde das BZÖ nämlich nicht vorkommen.
Zudem hat das BZÖ "personelle Defizite", wie Experte Hofer meint. Filzmaier bestätigt das: "Bucher wird die persönliche Integrität zwar nicht abgesprochen, aber er hat keinen Flankenschutz von seinen Mitarbeitern." Sofern diese überhaupt öffentlich registriert würden, gehe es um "Verstrickungen aus der schwarz-blau-orangen Zeit". Gegen Herbert Scheibner wird wegen des Verdachts der Geldwäsche ermittelt (der bestreitet die Vorwürfe); Stefan Petzner ist wegen einer Werbebroschüre aus dem Jahr 2009 im Visier der Justiz. Im U-Ausschuss konnte sich der Vize-Klubchef zwar als Aufdecker positionieren; blöd nur: für eine dürre Glücksspiel-Studie für die Lotterien kassierte die mittlerweile aufgelöste Werbeagentur der Orangen 300.000 Euro; die Partei steht seither unter Korruptionsverdacht.
Trotz dieser Melange an Problemen geben sich die BZÖ-Oberen optimistisch. "Wenn man einen guten Wahlkampf macht, sind bis zu zehn Prozent möglich", befindet Petzner. "Mit einem personellen Angebot und Inhalten werden wir neuerlich den Einzug in den Nationalrat schaffen", sagt Bucher. Beide beteuern, sich vor Stronach nicht zu fürchten. Für Petzner wird "Stronach maßlos überschätzt – was seine Umfragewerte betrifft. Das Thema wird relativ schnell erledigt sein. Bis zur Wahl ist es noch ein Jahr."
Keine Experimente
Bucher, dessen Partei erst seit 2005 existiert, urteilt: "Die Österreicher sind für Experimente nicht zu haben." Er schätze, was Stronach geleistet hat, aber: "Er ist in einem Alter, in dem man nicht mehr wirklich in den politischen Ring gehört." Stronach wird am 6. September 80.
Könnte Bucher nicht selbst am Ende alt aussehen – wenn Abgeordnete seines Klubs zu Stronach überlaufen? Der Austro-Kanadier hatte ja ursprünglich versucht, mit dem BZÖ zu kooperieren; Bucher lehnte das ab. "Es gab Versuche, mich herauszukaufen. Das war wirkungslos." Wird es das auch beim Rest der Mannschaft sein? Bucher konziliant: "Jene, die wechseln wollen, können wechseln. Wenn jemand glaubt, im Bündnis Zukunft Österreich keine Zukunft zu haben, soll er gehen. Erpressen lasse ich mich jedenfalls nicht."
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