Blaulichtfunk: Wann der Graf kassierte

Ein Mann mit Brille und grauem Haar blickt in die Kamera.
Was war die Leistung des Nebenerwerbslobbyisten Graf Alfons Mensdorff-Pouilly?

Graf Alfons Mensdorff-Pouilly, der als Berufsbezeichnung gerne Landwirt angibt, hat von der Telekom fürstliche Honorare kassiert. Zumindest 1,1 Millionen Euro, verteilt auf mehrere Tranchen. Doch was war die Leistung des Nebenerwerbslobbyisten? Was hat er dafür getan?

Tatsächlich fällt im Komplex Tetron (digitales Polizeifunksystem) auf, dass das Geld der Telekom erst 2008, also vier Jahre nach dem Zuschlag, an Mensdorff geflossen ist. Insider berichten, dass im kürzlich vollendeten umfassenden Prüfbericht zur Telekom-Affäre kein Zusammenhang zwischen der Millionenzahlung an Mensdorff und der Causa Tetron festgestellt werden konnte.

Fest steht: Freigegeben wurden die Überweisungen vom damaligen Telekom-Finanzvorstand Gernot Schieszler. Der heutige Kronzeuge im Kriminalfall Telekom behauptet, er sei vom damaligen Telekom-Vorstandschef sowie einem weiteren Konsortiumsmitglied gedrängt worden, das offene Honorar an den Grafen zu überweisen. Deren Argument: Mensdorff habe der Telekom zum Auftrag verholfen.

Schieszlers Problem: "Er konnte einem Waffenlobbyisten wie Mensdorff nicht einfach so Geld überweisen", sagt sein Anwalt Stefan Prochaska dem KURIER. "Er brauchte einen Grund dafür, weil er diese Zahlung in der Buchhaltung darstellen musste."

2008 habe sich eine gute Gelegenheit geboten: Die Transaktion wurde von der Telekom über einen Osteuropa-Fonds abgewickelt, erläutert Schieszlers Anwalt. "Absolut sicher ist, dass Mensdorff-Pouilly für diesen Fonds nichts gemacht hat."

Auch Mensdorff konnte im Zuge seiner Einvernahmen vor den Behörden nicht schlüssig erklären, was er für die 1,1 Millionen Euro geleistet hat. Er sprach zwar von 2000 Stunden Arbeit für die Suche nach Übernahmekandidaten der Telekom im Osten, konnte jedoch keinen einzigen Beleg dafür vorlegen. Die Unterlagen dazu habe er vernichtet, nachdem seine Beratungstätigkeit im Herbst 2008 nicht mehr gefragt gewesen sei.

 

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