Blair und Berlusconi: Zwei Veteranen schielen nach Macht
Ums Geld kann es wohl nicht gehen. Denn das liefert dem einen sein Medienimperium und dem anderen ein gut bestücktes Portfolio und Beraterverträge für finanzkräftige Herrscher von Kasachstan bis Kuwait. Doch Silvio Berlusconi und Tony Blair können die Politik nicht lassen und so machen beide in den letzten Tagen wieder Schlagzeilen. Der Italiener denkt laut über eine erneute Kandidatur bei Parlamentswahlen im nächsten Jahr nach, der Brite versucht, die Finanzen seiner angeschlagenen Partei zu sanieren.
Tony Blair (59): Spendengelder und guter Rat für die Partei
Auch seine Gegner haben einen langen Atem. Vor dem Stadion des Londoner Fußballklubs Arsenal hatte sich am Mittwoch ein Häufchen Demonstranten versammelt, um den Herrn, der drinnen auf dem Podium stand, lautstark an eine der dunkelsten Seiten seiner Politik zu erinnern: den Irakkrieg.
Doch Tony Blair wollte sich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nicht um die Vergangenheit kümmern, sondern um die Zukunft – vorerst die seiner Partei. Die Veranstaltung – organisiert von seinem Ex-Strategen Alastair Campell – sollte Geld in die leeren Kassen der Labour-Partei spülen. Bei der Gelegenheit aber wurde auch der neue Job des Ex-Premiers offiziell bekannt gegeben. Blair, in dessen Amtszeit die erfolgreiche Bewerbung Londons für die Olympischen Spiele fällt, soll für die Labour-Opposition ein Konzept zur Zukunft der olympischen Sportstätten verfassen.
Er wird damit Mitglied des Teams, das das politische Gesamtkonzept für Labour-Parteichef Ed Miliband verfasst. Der trat ebenfalls bei der Veranstaltung auf und nützte seine Rede, um Blair ausgiebig zu loben. Die neue Funktion des Ex-Premiers aber, meinte Miliband, solle man nicht überbewerten. Der Labour-Chef weiß, dass sein Vorgänger in der Partei immer noch umstritten ist, nicht nur wegen des Irakkrieges, auch wegen seiner Finanzmarkt-freundlichen Politik. Auch Blairs Nähe zum umstrittenen Medienimperium Rupert Murdochs könnte ihm Schwierigkeiten bereiten, stehen doch konservative Politiker deshalb seit Monaten unter Beschuss.
Blair selbst steht zu seiner damaligen Politik der Mitte und macht auch kein Hehl aus seinen ungebrochenen politischen Ambitionen. Gefragt, ob er wieder als Premier bereitstehen würde, meinte er: "Sicher – aber es wird wohl kaum passieren."
Silvio Berlusconi (75): Das Stehaufmännchen als Retter der Partei
Wer hätte das gedacht. Silvio Berlusconi will zurück auf die Bühne. Es war ein offenes Geheimnis, dass der ehemalige Parteichef der PDL ("Volk der Freiheit") im Hintergrund für das Bündnis die Fäden zieht. Eine Umfrage und einen Zeitungsbericht später steht er wieder im Rampenlicht.
"Ich höre, die gesamte Geschäftswelt will, dass ich wieder kandidiere", wird der ehemalige italienische Premier in der Corriere della Sera zitiert. Hunderte Briefe habe er bekommen, mit der Bitte, zurückzukommen. Da ist er wieder, der berühmte Übermut des Cavaliere.
Zumindest in seiner Partei wird die Rückkehr begrüßt. "Wir haben keinen Besseren", sagt Kollegin Daniela Santanche und trifft wohl damit für viele ins Schwarze.
Seit dem Rücktritt Berlusconis als Ministerpräsident befindet sich die PDL im Sinkflug. Zwar ist sie im Parlament noch die stärkste Kraft, doch bei den Kommunalwahlen im Mai manifestierte sich der Absturz erstmals in Zahlen. Bei den Parlamentswahlen im Frühling droht ein Debakel. Es sei denn, der Ex-Chef, der seit 1992 drei von fünf Wahlen gewonnen hat, kehrt zurück.
Das sagt zumindest eine Umfrage, die im Auftrag der Partei durchgeführt wurde. Sie rechnet der PDL für die Wahlen nur 8 bis 12 Prozent aus, sollte der Berlusconi-Nachfolger Angelino Alfano weiter am Ruder bleiben, der es in den vergangenen Monaten verabsäumt hat, ein Konzept zu erstellen. Mit Berlusconi als Spitzenkandidat könnte die PDL – die erneuert und umbenannt werden soll – demnach auf 28 Prozent kommen und somit stärkste Kraft werden.
So könnte das Bündnis wieder an die Macht gelangen. Und Berlusconi wäre zurück im Chefsessel. Angeblich hat der Cavaliere gerade seinen Urlaub abgebrochen, um die Vorkehrungen für sein Comeback zu treffen. Er meint es offenbar ernst.
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