Bildungsvolksbegehren: 10% sind ein Erfolg
Die Ausgangslage für
Hannes Androsch und das von ihm mitinitiierte Bildungsvolksbegehren könnten besser sein; viel besser. In der jüngsten OGM -Umfrage für den KURIER gibt bloß jeder zehnte Österreicher an, das am Donnerstag beginnende Bildungsvolksbegehren sicher unterschreiben zu wollen; und mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Menschen ist überzeugt, eine Schulreform sei dann bereits geschafft, wenn - wie von der Regierung angekündigt - aus allen Hauptschulen Neue Mittelschulen werden. Sind die Anliegen, die Androsch und seine Mitstreiter verfolgen, demnach überholt? Oder hat man mit dem Begehren zu lange gewartet? - Immerhin wurde es bereits im Herbst des Vorjahres angekündigt.
"Ich halte mich an Ergebnisse, nicht an Meinungsbilder", antwortet Androsch dem KURIER. Ein Labor-Befund sei noch keine Diagnose, geschweige denn eine Therapie. "Wenn wir zehn Prozent aller Österreicher, also 850.000 Menschen motivieren können, das Begehren zu unterschreiben, dann ist das jedenfalls ein Erfolg."
Überhaupt ist der Industrielle überzeugt, dass das erste Ziel des Begehrens längst erfüllt wurde: "Seit die Initiative gegründet wurde, ist die Bildungsreform ein Thema, an dem man nicht vorbeikommt. Und für uns ist klar: Auch mit der möglichen Debatte im Parlament sind die Anliegen des Begehrens längst nicht erledigt - wir werden in den nächsten Wochen die Schlagzahl noch erhöhen."
Die kürzlich angekündigte Aufwertung der
Hauptschulen in neue Mittelschulen ist für Androsch keine Bildungsreform: "Das Tauschen von Türschildern macht noch keinen Systemwechsel. Wir brauchen einen österreichischen Frühling, eine Finnlandisierung Österreichs."
Wie soll die aussehen? "Der Unterricht muss besser auf den Tag verteilt werden, das Bildungssystem muss umfassend darauf reagieren, dass die Eltern vieler Kinder entweder Alleinerzieher sind oder dass beide Eltern einem Beruf nachgehen." Auch die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen bleibt für Androsch ein Herzensanliegen: "Die gibt es in so vielen Ländern, auch in Südtirol, wo die Schwesterpartei der ÖVP regiert. Ich weiß nicht, worum wir hier eigentlich noch streiten müssen."
Die zuletzt wieder heftiger geführte Debatte um Studiengebühren ist ihm zu eng: "Ich verstehe die Fixation nicht. Wir haben Kindergartenbeiträge, auch gibt es Studiengebühren bei den Fachhochschulen. Ob die Universitäten Beiträge benötigen, sollen sie selbst entscheiden, das Wichtigste aber ist: Wir brauchen eine brauchbare Studienförderung und ein gutes Stipendien-System."
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
Kommentare