Berlusconi will kein Erpressungsopfer sein

Ein Unternehmer gab zu, den Premier mit Eskortdamen "versorgt" zu haben. Er soll von Berlusconi 850.000 € bekommen haben, um ihn in der Causa nicht zu belasten.

Man kennt die Vorwürfe: Minderjährige und andere junge Eskortdamen in den Villen von Italiens Premier Silvio Berlusconi, Partys, Sex und vielleicht auch Drogen. Dem Regierungschef lasten deshalb mehrere Verfahren an, darunter eines wegen Amtsmissbrauchs und Begünstigung der Prostitution Minderjähriger (Stichwort "Ruby").

Auch jetzt sind Berlusconis mittlerweile auf der ganzen Welt bekannte Partys Gegenstand von Ermittlungen. Vergangene Woche hat die Staatsanwaltschaft im süditalienischen Bari ihre Untersuchungen rund um einen Intimus des Premiers, Gianpaolo Tarantini, abgeschlossen. Sie wirft dem Unternehmer vor, von September 2008 bis Jänner 2009 rund 30 junge Frauen für die berüchtigten "Bunga Bunga"-Partys in Berlusconis Residenz Palazzo Grazioli in Rom und in seiner Villa auf Sardinien rekrutiert und zum Teil bezahlt zu haben. Und wenn eine von ihnen Kokain wünschte, dann sei auch dieser Wunsch dem Geschäftsmann Befehl gewesen, heißt es im Dossier.

Ahnungsloser Berlusconi

Als Gegengeschäft erwartete sich Tarantini, der die Gesellschaft "Tecnohospital" betreibt, die Dienstleistungen im Gesundheitsbereich anbietet, dass ihm sein einflussreicher Freund aus der Politik lukrative Aufträge zuschanzt und ihn mit einflussreichen Personen in Kontakt bringt. "Ich habe viel ausgegeben, um meine Freundschaft zu Berlusconi zu pflegen. Da ich sein Interesse für Damen kannte, habe ich zu seinen Partys Frauen mitgebracht, die ich ihm als meine Freundinnen vorstellte. Ich habe ihm verschwiegen, dass ich sie manchmal bezahlte", gab der Geschäftsmann zu Protokoll.

Aber noch in einer anderen Causa muss sich der Unternehmer verantworten: Er soll - gemeinsam mit seiner Frau - Berlusconi erpresst haben. 850.000 Euro habe ihm der Premier zukommen lassen müssen, damit er bezüglich der Callgirls in Berlusconis Villen falsch aussagt und den Regierungschef nicht belastet.

Silvio Berlusconi hätte dazu am Dienstag vor den neapolitanischen Staatsanwälten aussagen sollen, ließ sich aber - wegen seiner Reise nach Brüssel - entschuldigen. Auch zu einem weiteren Befragungstermin am Sonntag wird er nicht kommen. Er legte dazu ein fünfseitiges Dossier vor, in dem er die Erpressungsvorwürfe gegen Tarantini bestreitet. Er habe seinem Freund freiwillig 850.000 Euro "gespendet", als Hilfe für dessen Familie.

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