Berlin feiert 50 Jahre türkischen Zuzug

Beim Festakt zum Anwerbeabkommen ärgert der türkische Premier Erdogan die deutschen Gastgeber mit Vorwürfen.

Vor genau einem halben Jahrhundert schloss Deutschland mit der Türkei ein " Anwerbeabkommen" - wie schon zuvor mit Italien, Griechenland und Spanien. Es folgte damit am Höhepunkt des Kalten Krieges dem US-Druck, die strategisch wichtige Türkei auf dem Arbeitsmarkt zu entlasten. Die Skepsis der deutschen Wirtschaft wegen der größeren Integrationsprobleme als bei anderen "Gastarbeitern" änderte sich bald: Drei Millionen Türken kamen bisher nach "Almanya", 700.000 wurden deutsche Staatsbürger.

Während die Integration der 13 Millionen anderen Arbeitsimmigranten weitgehend problemlos verlief, sind die Türken aber auch in der dritten Generation Quelle politischer und manchmal menschlicher Probleme. Die konzentrieren sich auf die Ballungsräume Berlin, Hamburg und das Ruhrgebiet. Obwohl in süddeutschen Städten der türkische Bevölkerungsanteil oft klar höher ist, funktioniert dort die Integration meist reibungslos.

Türkisch-stämmige Politiker

Das bezeugt der einzige türkisch-stämmige Parteichef Deutschlands, der Grüne Cem Özdemir, ebenso wie der Bürgermeister des Türken-stärksten Berliner Bezirks Neukölln, Heinz Buschkowsky ( SPD). Warum es gerade in den Großstädten zu so vielen Problemen kam, lag zum einen an der Möglichkeit der Zuwanderer, hier leichter unter sich zu bleiben. Dieser Entwicklung schauten die sozialdemokratisch regierten Bundesländern viel zu lange zu, ohne gegenzusteuern.

Aktuell fordern SPD und Grüne die automatische Doppelstaatsbürgerschaft nach dreijährigem Aufenthalt in Deutschland. Union und FDP lehnen dies ab, sie wollen "eine klare Entscheidung der Einwanderer", wie die türkisch-stämmige Integrationsministerin Niedersachsens Aygül Ötzkan (CDU) begründete.

Beim Festakt im Berliner Außenministerium sagte der türkische Premier Tayyip Erdogan auf Deutsch: "Wir gehören zusammen." Er warf aber Deutschland und der EU vor, "kleinkariert zu denken". Er wiederholte seine umstrittene Gleichsetzung von "Antisemitismus und Islamophobie" und "fanatischen und diskriminierenden Einstellungen" zu den Türken. Deren Kinder in Deutschland sollten Türkisch als erste Sprache lernen und die Doppelstaatsbürgerschaft bekommen.

Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wies das zurück. Die Kanzlerin ging in ihrer Ansprache darauf nicht ein. Merkel bezeichnete die Türken in Deutschland als "Brückenbauer", benannte aber auch "deren Missstände bei Kriminalität und Bildung".

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