Belästigungsvorwürfe gegen "Anti-Obama"

Belästigungsvorwürfe gegen "Anti-Obama"
Tea-Party-Anhänger Herman Cain will US-Präsident werden. Doch nicht nur zwei ehemalige Mitarbeiterinnen machen ihm das Leben schwer.

Bisher war Herman Cain der Hoffnungsträger schlechthin für die erzkonservative Tea-Party-Bewegung in den USA. Er wird in den US-Medien als "Anti-Obama" bezeichnet, ist erfolgreicher Unternehmer und Präsidentschaftskandidat für die Republikaner. Und er ist Afroamerikaner. Cain lag in den Umfragen zumeist Kopf an Kopf mit Mitt Romney, dem früheren Gouverneur des US-Bundesstaats Massachusetts.

Nun sind die ersten Sex-Vorwürfe im Präsidentschaftswahlkampf aufgetaucht - gegen Cain. Wie die Polit-Webseite Politico berichtete, haben sich zwei Frauen in den 1990er Jahren über anzügliche Bemerkungen und Gesten Cains beschwert.

Eine der beiden Frauen habe 35.000 Dollar Abfindung erhalten, nachdem sie über eine unangenehme Begegnung mit ihrem damaligen Chef Cain gesprochen habe, berichtete die New York Times. Danach habe sie sich zum Verlassen der Vereinigung und zum Schweigen verpflichtet. Die Summe entspreche einem Jahresgehalt der früheren Angestellten des Nationalen Gaststättenverbands, dessen Vorsitzender Cain in den 1990er Jahren war. Zuvor hatte der 65-jährige Cain zugegeben, dass eine andere Mitarbeiterin eine Abfindungszahlung von ihm erhalten habe.

Cain aber bestritt mehrfach die "lächerlichen" Anschuldigungen und sprach von einer Schmutzkübelkampagne. Cain mische die politische Landschaft in Washington auf, zitierte die Washington Post Wahlkampfsprecher J.D. Gordon. Politischen "Branchenmedien" passe das nicht, und sie versuchten daher nun, ihn durch Angriffe auf seinen Charakter zu stoppen.

Cain, der Pizzakönig

Belästigungsvorwürfe gegen "Anti-Obama"

Einen Namen hat sich der Republikaner bereits vor seinen politischen Ambitionen gemacht. In seinem früheren Leben war er "Pizzakönig": Cain stand an der Spitze der Kette Godfather's Pizza. In den Wahlkampf ist er eingestiegen mit einem umstrittenen Steuerplan namens "9-9-9", der einen einheitlichen Satz von neun Prozent für die Einkommens- , Unternehmens- und Mehrwertsteuer vorsieht. Der Afroamerikaner hat noch nie ein öffentliches Amt bekleidet. 2004 bewarb er sich vergeblich um einen Sitz im US-Senat.

Eklats

Die Belästigungsvorwürfe der beiden Frauen sind nicht der einzige Stolperstein für Cain am Weg ins Weiße Haus. Bereits zuvor war der Tea-Party-Anhänger in PR-Fettnäpfchen getreten. So hat etwa sein Wahlkampfchef, Mark Block, Entsetzen in den USA ausgelöst, indem er in einem Werbevideo demonstrativ rauchte (siehe Link am Ende des Artikels). "Bizarr" und "dumm" kommentierte etwa die Washington Post den Auftritt Blocks. Der Sender CNN wies darauf hin, dass Kandidat Cain selber einmal an Darmkrebs erkrankt war und es daher lassen sollte, indirekt Werbung fürs Rauchen zu machen.

Einen wirklichen Fauxpas hat Cain selbst auf dem Kerbholz: Der Republikaner vergällte viele afroamerikanische Wähler mit einem Interview für CNNs "Situation Room". Darin sagte er: Die Mitglieder der afroamerikanischen Gemeinschaft "wurden dahingehend gehirngewaschen, nicht offen für andere, konservative Standpunkte zu sein (...) Ich habe immer wieder boshafte Bemerkungen erhalten, nur weil ich als Konservativer für die Republikaner antrete. Ich sehe das als Gehirnwäsche und diese Menschen sind schlicht und einfach nicht offen dafür." Viele Afroamerikaner und Obama-Wähler fühlten sich dadurch vor den Kopf gestoßen. Ob die verschiedenen Vorwürfe den Ex-Pizza-König aus dem rennen werfen, scheint bis dato unwahrscheinlich. Im Bundesstaat Iowa, in dem am 3. Jänner die Serie der Vorwahlen eröffnet wird, hat Cain nach einer jüngsten Erhebung der örtlichen Zeitung Des Moines Register sogar die Nase knapp vorn.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare