Beirut: Ausschreitungen während Trauerfeier

Im Libanon ist es am Rande der
Trauerfeier für die Opfer des verheerenden Bombenanschlags zu Ausschreitungen gekommen. Hunderte Demonstranten versuchten am Sonntag nach Angaben von Augenzeugen, den Regierungssitz von Premierminister Najib Mikati in der Beiruter Innenstadt zu stürmen. Nachdem sie die äußerste Zugangsbarriere durchbrochen hatten, hinderte sie die Polizei jedoch mit Tränengas daran, ins Innere des Gebäudes vorzudringen. Auch zahlreiche Schüsse waren im Zentrum Beiruts zu hören. Es gab mehrere Verletzte. An der Trauerkundgebung für den bei dem Anschlag getöteten Geheimdienstchef Wissam al-Hassan nahmen am Nachmittag in der libanesischen Hauptstadt Tausende Libanesen teil. Viele der schwarz gekleideten Menschen trugen Bilder des hochrangigen Funktionärs bei sich und riefen auf ihrem Weg in die Innenstadt anti-syrische Parolen. Auch Slogans gegen Syriens Machthaber Bashar al-Assad waren zu hören - die Demonstranten werfen ihm vor, hinter dem Anschlag gegen Hassan zu stehen.
Bei der Explosion einer Autobombe im christlichen Viertel Ashrafiyeh waren am Freitag acht Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. Nach Ansicht von Beobachtern galt der Anschlag General al-Hassan, ein Sunnit und hochrangiger Funktionär des libanesischen Geheimdienstes, der der anti-syrischen Zukunftsbewegung des Oppositionspolitikers Saad Hariri nahestand. Viele sehen die Verantwortlichen für den Anschlag daher in Damaskus.
Das Attentat gefährdet den brüchigen Frieden im Libanon. Am Samstag hatte es vor allem in den von Sunniten dominierten Regionen
Massenproteste gegeben. Die Demonstranten forderten Ministerpräsident Najib Mikati zum Rücktritt auf.
"Ausweitung der syrischen Tragödie"

Frankreichs Außenminister Laurent Fabius hat unterdessen die Vermutung geäußert, dass der Anschlag in
Beirut in Verbindung zum Konflikt in Syrien steht. "Alles deutet darauf hin, dass dies eine Ausweitung der syrischen Tragödie ist", sagte Fabius am Sonntag im französischen Fernsehen. Fabius warf Syriens Präsidenten Bashar al-Assad vor, ein "Manipulator" zu sein, der auch die Türkei, Jordanien und den Libanon mit dem Konflikt anstecken wolle.
Fabius warf der schiitischen Hisbollah-Bewegung, die Teil der libanesischen Regierung ist, vor, sich an dem Konflikt in Syrien zu beteiligen und Assad ihre Unterstützung bekunden zu wollen. Dies sei "nicht akzeptabel", sagte der Außenminister.
Kommentare