Behörde stoppte Festnahme in letzter Minute

Behörde stoppte Festnahme in letzter Minute
Medienberichten zufolge stoppte das LKA im Jahr 1998 einen Zugriff auf das Zwickauer Terror-Trio.

Kaum ein Tag vergeht, ohne neue Enthüllungen rund um die rechtsextreme Mordserie in Deutschland. Nach dem Verfassungsschutz steht nun das Thüringer Landeskriminalamt in der Kritik. Der Grund: Einem Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) zufolge, stoppte das LKA 1998 eine geplante Festnahme des "Zwickauer Trios" in letzter Minute.

Der MDR berichtet, Zielfahnder des Landeskriminalamtes hätten die drei in Chemnitz aufgespürt. Als die Spezialeinheit SEK gerade nach Sachsen aufbrechen wollte, um das Trio festzunehmen wurde der Einsatz überraschend abgebrochen. Auch die Zielfahnder sollen auf Weisung der Behörde wieder zurückberufen worden sein. Der Grund ist nicht bekannt.

"Ich werde keine Stellungnahme dazu abgeben", meinte der damalige Innenminister Richard Dewes (SPD) auf Anfrage des MDR.

"Abwehrzentrum Rechts"

Behörde stoppte Festnahme in letzter Minute

Unterdessen will Deutschland nach der Mordserie massiver gegen Gewalt von Rechts vorgehen: In einer Datei sollen künftig bundesländerübergreifend alle Informationen über Rechtsextremisten gesammelt werden. Das kündigte der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich am Freitag nach einem Spitzentreffen in Berlin an. Auch ein "Abwehrzentrum Rechts" wird angestrebt.

Dort solle zunächst die Arbeit des Bundeskriminalamtes und des Bundesverfassungsschutzes besser verzahnt werden, kündigte Friedrich an. Mit den Ländern solle beraten werden, inwieweit sie sich ebenfalls in das Zentrum einbringen könnten. Dies gelte auch für die Bundesanwaltschaft.

Rechte Zelle "größer als bekannt"

Friedrich sagte mit Blick auf die Mordserie, noch lägen "nicht alle Fakten auf dem Tisch". Die Ermittlungen gingen "in alle Richtungen" weiter. Die rechtsextreme Zelle ist möglicherweise größer als bisher bekannt, sagte unterdessen der neue Generalbundesanwalt Harald Range am Freitag in Berlin. Es seien weitere Beschuldigte im Visier. Die Bundesanwaltschaft ermittle gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt die Hintergründe des Falls.

Dem Neonazi-Trio aus Zwickau im deutschen Bundesland Sachsen werden zehn Morde zwischen 2000 und 2007 zur Last gelegt. Sie sollen neun Einwanderer und eine Polizistin getötet haben. Der rechtsextreme Hintergrund der Verbrechen ist jedoch jahrelang nicht erkannt worden. Zwei der mutmaßlichen Täter sind tot. Die dritte Terrorverdächtige, die 36-Jährige Beate Z., sitzt in U-Haft, als mutmaßlicher Helfer wurde zudem der 37-jährige Holger G. in Niedersachsen festgenommen.

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