Zwei Brüder als Symbol für einen tiefen Riss

Der librale Bruder: Jaroslaw Kurski, Vize-Chef der liberalen „Gazeta Wyborcza“.
Jaroslaw und Jacek Kursk - der eine soll für die Regierungdie Medien leiten, der andere kritisiert sie.

Einer ist das erste Sprachrohr der liberalen Opposition, der andere geht bald für die Regierungspartei PiS auf Sendung: Die Brüder Jaroslaw Kurski, stellvertretender Chefredakteur der liberalen Gazeta Wyborcza, und Jacek Kurski, bald Intendant des Staatsenders TVP. Die beiden stehen für einen tiefen Riss quer durch die polnische Bevölkerung. Und zwar zwischen den nationalkonservativen Anhängern der "Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit" (PiS) und denen der ehemaligen Regierungspartei "Bürgerplattform" (PO), dem gemäßigt konservativen liberalen Zweig der Freiheitsbewegung in Polen.

Zwei Brüder als Symbol für einen tiefen Riss
Jacek Kurski, Polish politician, Member of the European Parliament 18 April 2010 The copyright holder of this file allows anyone to use it for any purpose, provided that the copyright holder is properly attributed. Redistribution, derivative work, commercial use, and all other use is permitted. licence: CC-BY-SA-3.0
Jacek Kurski nannte sich einst den "Bullterrier der Kaczynskis". Damals wirkte dieser Kurski-Bruder als Wahlkampfleiter der PiS und griff den politischen Gegner erfolgreich an. So erinnerte er an die Wehrmachtsangehörigkeit des Großvaters des damaligen Präsidentschaftskandidaten der Bürgerplattform, Donald Tusk – die PiS gewann die Mehrheit im Sejm wie das Amt des Präsidenten.

Ideologische Ordnung

Nun ist die PiS seit Mitte November erneut am Hebel der Macht, gesteuert von PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski, und Kurski soll diesmal im Staatsfernsehen für ideologische Ordnung sorgen. Die beiden Hauptkanäle TVP 1 und TVP 2 haben zusammen einen Marktanteil von 21 Prozent.

Gestern wurden Einzelheiten zur inhaltlichen Umformung der öffentlich-rechtlichen Medien bekannt. Sie sollen "christliche Werte" achten sowie "Patriotismus", "nationale Traditionen" und "Humanismus" vermitteln. Weniger human werden die Massenentlassungen aussehen, denn sämtliche Arbeitsverträge können nach einer Frist von drei Monaten gekündigt werden.

Jacek Kurski, der in den frühen Neunzigern im TVP arbeitete und danach in die Politik ging, schweigt bisher zu seiner künftigen Rolle als Aufräumer – doch bereits vier Direktoren des TVP haben einem rabiaten Rausschmiss vorgebeugt und sind gleich zu Neujahr gegangen.

Die Gazeta Wyborcza mit ihrem Vize-Chefredakteur Jaroslaw Kurski kritisiert das Verhalten der PiS in einer teils kampagnenhaften Berichterstattung. Die ungleichen Brüder werden einander auf politischer Ebene nicht schonen. Beide engagierten sich in jungen Jahren vor der Wende 1989 in antikommunistischen Bewegungen. Doch während Jacek die fehlende Aufarbeitung kommunistischer Vergehen bemängelte, stieß sich der ältere Jaroslaw an dem autoritären Regierungsstil des Präsidenten Lech Walesa, als dessen Pressesprecher er arbeitete.

Jaroslaw wandelte sich zu einem Liberalen, machte sich als einer der schärfsten Kritiker der PiS-Regierung von 2005 bis 2007 einen Namen. Der 52-jährige Jaroslaw Kurski wirkt heute als inoffizieller Chef der liberalen Gazeta Wyborcza. Der eigentliche Chefredakteur und Zeitungsgründer Adam Michnik hat sich aus Gesundheitsgründen weitgehend zurückgezogen. Jacek Kurski klagte mehrfach gegen die Zeitung und wurde von ihr verklagt.

"Ich glaube kein Wort, was die Zeitung schreibt", so Jacek. Allerdings greifen die Brüder einander öffentlich nicht persönlich an. "Die Bruderliebe ist schwierig, ich werde mich nicht öffentlich zu Familienangelegenheiten äußern", meint Jacek, der Jüngere.

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