Zuckerfest endet mit Blutbad im Irak

Schiiten im Visier. Mindestens 120 Menschen kommen bei Sprengstoffanschlägen ums Leben.

Die Iraker waren in Feiertagslaune und strömten am Samstag am dritten Tag des Zuckerfestes ( Eid al-Fitr) auf Märkte, in Parks und Cafés in Bagdad und anderen Städten des Landes. Und eben dort, wo sich besonders viele schiitische Familien tummelten, schlugen die Terroristen gezielt zu. Binnen einer Stunde detonierten in Bagdad, aber auch in anderen Städten und Dörfern des Zweistromlandes zahlreiche Bomben. Wie viele genau, darüber gehen die Angaben ebenso auseinander, wie über die Opferzahl. Nach Zählung von Krankenhausmitarbeitern und lokalen Medien sind bei der Terrorwelle mindestens 120 Menschen ums Leben gekommen und weitere 300 verletzt worden.

Auch am Sonntag – wie in den Wochen davor – starben Iraker bei tagtäglichen Gewalttaten. Damit wurde dieser Ramadan mit mehr als 800 Toten der blutigste seit 2007. Hintergrund ist der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten im Land, in dem der irakische, sunnitische Ableger der El Kaida heftig mitmischt. Deren Chef Abu Bakr al-Baghdadi, der in Syrien sein soll, hat für die meisten Anschläge die Verantwortung übernommen. Die Ideologie der El Kaida gibt den Terroristen eine Rechtfertigung für den Bombenterror selbst gegen Muslime im heiligen Fastenmonat.

Kopfgeld auf Terrorchef

Die US-Regierung hat mittlerweile eine Belohnung für Informationen, die zur „Ergreifung oder Tötung“ des Terrorpaten führt, ausgesetzt: satte zehn Millionen Dollar. Zehn Jahre nach der US-Invasion und dem Sturz Saddam Husseins und eineinhalb Jahre nach Abzug der US-Soldaten muss die Führung in Washington zusehen, wie das Zweistromland zunehmend im Chaos versinkt. Die irakischen Sicherheitskräfte haben dem nichts entgegenzustellen.

Von Jänner bis Ende Juli wurden laut UNO landesweit insgesamt 4137 Zivilisten getötet. Der mittlerweile abgetretene Chef der UN-Mission, Martin Kobler, warnte vor wenigen Wochen, der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten „lähme praktisch alles im Land“. Der Irak sei „kurz davor, zu explodieren“.

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