Chefredakteur der "Zeit" wählte zweimal: Anzeige

Ein Mann mit braunen Haaren und einem dunklen Jackett spricht.
Im TV verriet Giovanni di Lorenzo, bei der EU-Wahl zweimal abgestimmt zu haben. Das hat ein Nachspiel.

Doppelt kann nicht schaden, hat sich Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo wohl gedacht - und bei der Europawahl gleich zweimal gewählt. "Einmal gestern im italienischen Konsulat und einmal heute in einer Hamburger Grundschule", verriet er Sonntagabend in der ARD-Talkrunde von Günther Jauch. Di Lorenzo hat einen deutschen und einen italienischen Pass.

Das freimütige – und auf Twitter rege kommentierte – Bekenntnis könnte dem Chefredakteur der Wochenzeitung nun aber Ärger bereiten: Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt wegen des Verdachts der Wahlfälschung. „Es gibt eine Strafanzeige gegen Herrn di Lorenzo, und wir haben ein Verfahren eingeleitet“, sagte eine Sprecherin der Behörde der Welt.

Grund: Doppelstaatsbürger dürfen nach dem Europawahlgesetz nur in einem EU-Land wählen. So sieht es Paragraf 6 Absatz 4 vor. Das Strafmaß liegt bei einer Geldbuße oder einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.

Seitens der Behörden kann eine zweifache Stimmabgabe kaum verhindert werden, da das eine Land schwer überprüfen kann, wer im anderen zur Wahl geht. Außerdem bekommen Doppelstaatsbürger oft zwei Wahlbenachrichtigungen, versehen nur mit einem kleinen Hinweis, dass die Stimme nur einmal abgegeben werden darf. Auf dieses Problem hat ausgerechnet die Zeit im Vorfeld der Wahl hingewiesen.

Unwissend

Lorenzo dürfte nicht jeden Artikel in seinem Magazin lesen: Am Montag sagte er, ihm sei nicht bewusst gewesen, dass eine doppelte Stimmabgabe bei der EU-Wahl strafbar ist."Hätte ich es gewusst, hätte ich es nicht getan und natürlich auch nicht in der Sendung von Günther Jauch erzählt," sagte Lorenzo gegenüber der Bild. Der Vorgang tue ihm "aufrichtig leid".

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