Zähe viermonatige Regierungsbildung in Schweden abgeschlossen

Stefan Löfvens hat keine Mehrheit mehr
Der Sozialdemokrat Stefan Löfven wurde erneut zum schwedischen Ministerpräsidenten gewählt.

Stefan Löfven ist in Schweden erneut zum Ministerpräsidenten gewählt worden. Bei einer Abstimmung am Freitag im Reichstag in Stockholm stimmten weniger als 175 der 349 Abgeordneten gegen den Sozialdemokraten. Erwartet wird nun, dass er voraussichtlich am Montag sein neues Kabinett vorstellt und eine Regierungserklärung abgibt. Löfven (61) ist bereits seit 2014 schwedischer Regierungschef.

Damit endet in Schweden eine mehr als viermonatige und überaus zähe Regierungssuche. Wegen des starken Abschneidens der rechtspopulistischen Schwedendemokraten bei der Parlamentswahl im September hatten die traditionellen Parteienblöcke keine Mehrheiten mehr zusammenbekommen. Löfvens Sozialdemokraten und ihr Bündnispartner, die Umweltpartei, gingen schließlich eine Regierungsvereinbarung mit den Liberalen und der Zentrumspartei ein.

Unauffälliger Sachpolitiker

Löfven ist Sachpolitiker durch und durch. Auf dem politischen Parkett ist der 61-jährige Schwede eher unauffällig. Er gilt als bodenständiger Typ, ein Arbeiter, der sich aufs Handwerk versteht.

Löfven wurde am 21. Juli 1957 in Stockholm geboren, wuchs aber als Pflegekind in einer Arbeiterfamilie in Nordschweden auf. Das Studium der Sozialarbeit in Umea brach er ab, stattdessen arbeitete er als Schweißer beim Rüstungskonzern Hägglund. Gleichzeitig bahnte er sich in der Gewerkschaft der schwedischen Metallarbeiter seinen Weg nach oben. 2006 wurde er Gewerkschaftsvorsitzender.

Ohne vorherige Parteikarriere stieg Löfven durch dieses Amt auch in die Führung der Sozialdemokraten auf, deren Parteimitglied er seit frühen Jahren war. Überraschend wurde er 2012 zum Parteivorsitzenden gewählt. Die Sozialdemokraten steckten damals in der Krise - und konnten einen ruhigen, routinierten Lenker wie den früheren Gewerkschaftsführer Löfven in diesem Moment gut gebrauchen.

Mit einem Fokus auf die Themen Arbeitsplätze und Bildung sicherte er sich 2014 den Wahlsieg gegen den Moderaten Fredrik Reinfeldt. Löfven wurde Ministerpräsident, ohne jemals zuvor ein parlamentarisches Amt ausgeübt zu haben. Seitdem regiert er mit einer Minderheitsregierung. Schweden nahm in der Flüchtlingskrise 2015 unter Löfven gemessen an der Bevölkerungszahl mehr Menschen als jedes andere EU-Land auf.

Privat lebt der Eishockey-Fan Löfven mit Ehefrau Ulla in Stockholm. Sie hat aus einer früheren Ehe zwei Kinder, gemeinsame Kinder haben sie nicht.

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