„Wer das nicht erlebt hat, wird es nicht verstehen“

Es gibt keine Sprache, mit der man die Wirklichkeit des Aufstandes im Getto beschreiben kann. Wer das nicht erlebt hat, wird es nicht verstehen“, meinte am Freitag Smycha Ratajzer-Rotem vor der Menschenmenge, die sich vor einem dunklen Denkmal versammelt hatte. Vor 70 Jahren begann hier der Aufstand des „Juden-Gettos“ in Warschau gegen die deutschen Truppen.
Der damals 17-jährige Ratajzer-Rotem entschied sich für den Kampf, er gehörte der linksorientierten „Jüdischen Kampforganisation“ (ZOB) an. Meist nur mit Pistolen und Molotow-Cocktails bewaffnet, konnten sie am ersten Tag die Deutschen kurz vertreiben. Die meisten der Einwohner starben bei den Kämpfen und den Bränden, die bis zum 16. Mai 1943 dauerten.
Er und Havka Folman Raban, 81, die während des Aufstandes als Kurier für die ZOB arbeitete, sind zwei der drei letzten Überlebenden, die an der Zeremonie teilnahmen. Beide sind aus Israel angereist. Neben jüdischen Organisationen war auch der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, anwesend, Österreich war durch Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou vertreten.
„Dieser Aufstand war eine Anklage gegen die Passivität der freien Welt“sagte der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski. Israels Erziehungsminister Shai Piron, dessen Großeltern aus Polen stammen, erinnerte daran, dass vor dem Zweiten Weltkrieg 3,3 Millionen Juden in Polen lebten – damals die weltweit größte jüdische Diaspora. Davon will das „Museum der Geschichte der polnischen Juden“ erzählen, das heute seine Pforten öffnen wird.
Nach der Zeremonie gingen mehrere Hundert Teilnehmer zum „Umschlagplatz“, um dort Blumen und Kränze niederzulegen. Von hier wurden die Getto-Bewohner in die Vernichtungslager deportiert.
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