Deutscher Schriftsteller darf nicht in die USA einreisen

Schriftsteller Ilija Trojanow wurde die Einreise in die USA verweigert. Wie der Spiegel Online berichtet, durfte der in Wien lebende deutsch-bulgarische Autor ohne Angabe einer Begründung nicht einreisen. Er sitze am Flughafen in Brasilien fest und könne an einem Germanistenkongress in den USA, zu dem er eingeladen war, nicht teilnehmen.
Autorenkollegin Juli Zeh bringt den Vorfall auf ihrer Facebook-Seite in Zusammenhang mit dem gemeinsamen Engagement bei den Schriftstellerprotesten gegen die Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA. Zeh schreibt, dass Trojanow bereits über einen positiv beschiedenen ESTA-Antrag verfügt habe – um ein Problem mit dem Visum dürfte es sich daher nicht gehandelt haben.
Zeh, die 2009 gemeinsam mit Trojanow das Sachbuch "Angriff auf die Freiheit" über Internetüberwachung veröffentlichte und vor zwei Wochen eine Petition mit mehr als 65.000 Unterschriften im Berliner Kanzleramt gegen die NSA-Überwachung überreichte (auch Trojanow gehörte zu den Erstunterzeichnern), spricht von "einer Farce" und "reiner Paranoia". Positiv betrachtet, werde das Engagement "zur Kenntnis genommen", negativ betrachtet würden "Menschen, die sich für Bürgerrechte stark machen, als Staatsfeinde behandelt".
Ilija Trojanows Verlag, Hanser in München, bestätigte gegenüber Spiegel Online den Zwischenfall. Trojanow habe sich Montagabend per SMS aus Brasilien gemeldet: "Mir wurde heute die Einreise in die USA verweigert. Nun aber eine anstrengende Heimreise."
"Transparenz ist offensichtlich der größte Feind jener, die vorgeblich die Freiheit verteidigen."
Inzwischen verfasste Trojanow aus Salvador da Bahia auch einen Artikel für die FAZ. "Warum ich nicht in die Vereinigten Staaten reisen darf, weiß ich immer noch nicht", schreibt er, und berichtet von seinen Erlebnissen auf dem brasilianischen Flughafen: Nach langem Warten und der Auskunft, sein Fall sei "speziell", habe man ihm die US-Einreise ohne Angabe weiterer Gründe untersagt.
Wie schon seine Zeh führt Trojanow die Ereignisse auf seine Proteste gegen die NSA-Überwachung und seine langjährige publizistische Beschäftigung "mit den internationalen und nationalen Überwachungsstrukturen" zurück. Schon im vergangenen Jahr sei ein für eine Gastprofessur in St. Louis notwendiges Arbeitsvisum zunächst nicht bewilligt worden - ebenfalls "ohne Angaben von Gründen, ohne Kommentar, ohne Erklärung". Nach Protesten der Universität und einer erheblichen Verzögerung hatte er das Visum dann doch erhalten.
"Einer der wichtigsten und bedrohlichsten Aspekte des NSA-Skandals ist die geheimnistuerische Essenz des Systems. Transparenz ist offensichtlich der größte Feind jener, die vorgeblich die Freiheit verteidigen", so der Autor. Bei seiner Einreiseverweigerung handle es sich zweifelsohne um einen Einzelfall, "aber er illustriert die Folgen einer desaströsen Entwicklung", bei der sich viele Bürger in eine "naive Haltung" flüchten würden
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