Video: Mutmaßlicher Lübcke-Mörder war auf AfD-Demo

Der Sarg von Walter Lübcke bei der Trauerfeier in Kassel am 13. Juni 2019.
Der Hauptverdächtige beschuldigt seinen Komplizen, Walter Lübcke erschossen zu haben. Der Tod des politischen Beamten sei aber ein Versehen gewesen.

Der deutsche Behördenleiter Walter Lübcke ist im Juni 2019 auf der Terrasse seines Hauses mit einem Kopfschuss getötet worden. Mutmaßlicher Todesschütze: der früher als Neonazi bekannte Stephan E. Der Fall erschütterte Deutschland weit über das hessische Kassel hinaus, wo Lübcke als sogenannter Regierungspräsident gearbeitet hatte.

Nun veröffentlichte der MDR erstmals Filmaufnahmen, die den Hauptverdächtigen im Mordfall Lübcke auf einer Demonstration der AfD in Chemnitz zeigen. Neben Stephan E. ist auf dem Video vom September 2018 auch Markus H. zu sehen, dem Beihilfe vorgeworfen wird. Das vorliegende Filmmaterial ist von dem deutschen TV-Sender auf Echtheit geprüft worden.

Hauptverdächtiger beschuldigt Komplizen

Erst am vergangenen Mittwoch gab es eine neue Entwicklung im Fall Lübcke. Der Hauptverdächtige Stephan E. hat vor einem Ermittlungsrichter in Kassel eine neue Schilderung des Tathergangs präsentiert: Er bezichtigte seinen Komplizen, den Regierungspräsidenten versehentlich und ohne Vorsatz erschossen zu haben, wie E.s Verteidiger Frank Hannig sagte.

E. sei mit dem Komplizen Markus H. zu Lübcke gefahren, um diesem eine "Abreibung" zu verpassen. Die Sache sei dann eskaliert, und H. habe den CDU-Funktionär Lübcke im Streit aus Versehen erschossen.

Ein erstes Geständnis hatte E. im Sommer 2019 nach wenigen Tagen widerrufen. Der nun von ihm bezichtigte Markus H. sitzt ebenso wie ein weiterer mutmaßlicher Komplize wegen Beihilfe zum Mord in Untersuchungshaft. Er soll den Kontakt zwischen Stephan E. und Elmar J. hergestellt haben, der die Tatwaffe beschafft haben soll.

Verteidiger wertet Aussage als Geständnis

Nach den Angaben von Anwalt Hannig soll Stephan E. in der Tatnacht auf dem Weg zu Lübckes Haus die Waffe an H. übergeben haben. Auf der Terrasse von Lücke sei es zu einem Streit gekommen. Als Lübcke in dessen Verlauf aufgestanden sei, um nach Hilfe zu rufen, habe sich versehentlich ein Schuss gelöst.

E. und H. hatten laut Hannig im Vorfeld der Tat schon länger darüber nachgedacht, Lübcke aufzusuchen. Der Verteidiger gab an, er werte E.s neue Aussage als "Geständnis", auch wenn er nicht selbst geschossen habe.

Polizei sieht rechtsextremen Hintergrund

Laut der damaligen Obduktion wurde der 65-jährige Lübcke mit einer Kurzwaffe aus nächster Nähe erschossen. Die Ermittler gehen von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus. Lübcke war in der Vergangenheit wegen seiner Haltung zu Flüchtlingen bedroht worden.

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