Verstorbener Mursi: UNO fordert sofortige Untersuchung

Verstorbener Mursi: UNO fordert sofortige Untersuchung
Offiziell verstarb Ägyptens Ex-Präsident an einem Herzinfarkt. Die Kritik an Menschenrechtsverletzungen in ägyptischen Gefängnissen wächst.

Nach dem Tod von Ägyptens Ex-Präsident Mohammed Mursi haben die Vereinten Nationen am Dienstag eine sofortige Untersuchung des Falls gefordert.

Mursis Partei Freiheit und Gerechtigkeit - der politische Arm der Muslimbruderschaft - hatte den Behörden zuvor "Mord" vorgeworfen.

Haftbedingungen Grund für Tod?

Der seit seinem Sturz 2013 inhaftierte Mursi war am Montag während einer Gerichtsanhörung zusammengebrochen und gestorben. Am Dienstagmorgen wurde er in Kairo im engsten Kreis beigesetzt. Jeder plötzliche Tod unter Haftbedingungen müsse eine "sofortige, unparteiliche, gründliche und transparente Untersuchung durch eine unabhängige Instanz" zur Folge haben, hob ein Sprecher des UN-Menschenrechtskommissars in Genf hervor.

Grünen-Politiker Omid Nouripour erklärte, es gebe "Grund zur Annahme, dass die Umstände seiner Haft" zu Mursis Tod geführt haben könnten. Die deutsche Bundesregierung und die EU müssten jetzt "offensiver" gegen die "zahlreichen Berichten zufolge menschenunwürdigen Bedingungen" in ägyptischen Gefängnissen vorgehen, forderte Nouripour.

Staatsanwaltschaft: Mursi starb an Herzinfarkt

Laut Staatsanwaltschaft starb der 67-Jährige während einer Gerichtsanhörung. Demnach sprach Mursi fünf Minuten lang "angeregt", bevor er in der Anklagebank zusammengebrochen und sofort ins Krankenhaus gebracht worden sei. Dort hätten Ärzte ihn für tot erklärt.

Das Staatsfernsehen berichtete, Mursi sei an einem Herzinfarkt gestorben. "Wir konnten ihn im Gericht nicht einmal sehen wegen der schalldichten Panzerglaswände", sagte ein Verteidiger Mursis, Osama el-Helw. Aber andere Angeklagte hätten "laut an das Glas geschlagen und geschrien, dass Mursi gestorben ist".

Mursis Partei sprach angesichts von Mursis schlechten Haftbedingungen von "Mord". "Sie haben ihm Medikamente vorenthalten und ihm ekelerregendes Essen gegeben", erklärte die Partei.

Für Islamisten ist Mursi ein "Märtyrer"

Die Muslimbruderschaft in Jordanien machte die "Behörden des Putsches", die Mursi gestürzt hatten, für den Tod des "Märtyrers" Mursi verantwortlich. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete den Verstorbenen als "Märtyrer".

Am Dienstagnachmittag fand in der Istanbuler Fatih-Moschee ein Gebet für Mursi in Anwesenheit Erdogans statt. Das iranische Außenministerium bezeichnete Mursis Tod als "traurig und bedauerlich".

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte eine "unabhängige, gründliche und transparente Untersuchung" von Mursis Tod. Auch Human Rights Watch (HRW) forderte eine Untersuchung durch den UN-Menschenrechtsrat zu den "schweren Menschenrechtsverletzungen in Ägypten", darunter "weitverbreitete Misshandlungen in Gefängnissen und Mursis Tod".

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