Venezuela droht im Chaos zu versinken
Proteste von Regierungsgegnern und eskalierende Gewalt gibt es dieser Tage nicht nur in der Ukraine. In der Nacht auf Freitag kam es in Venezuela zu den schlimmsten Krawallen seit 1989. Brennende Straßen, hilflos agierende Polizisten, die mit ganzen Tränengaskanistern gegen Demonstranten losgehen, und randalierende Motorrad-Gangs: Orte wie Caracas, Valenci, Merida und San Cristobal gleichen einem Kriegsschauplatz. Da es weitgehend eine Informationssperre gibt, dringen aber nur spärlich Informationen nach außen. Über den Nachrichtendienst Twitter erreichen uns Bilder und Videos, die von den Gewaltausbrüchen zeugen. Staatschef Nicolas Maduro drohte den "Faschisten von CNN", das Kabelnetz abzuschalten, wenn das 24-stündige "Kriegsprogramm" nicht sofort beendet werde.
Seit zwei Wochen gibt es täglich Proteste von Studenten und anderen Oppositionsanhängern gegen die hohe Inflation, die verbreitete Korruption und die grassierende Kriminalität. Mindestens vier Menschen kamen bisher ums Leben. Die Kundgebungen hatten in San Cristobal ihren Anfang genommen, nachdem es auf dem Universitätscampus eine versuchte Vergewaltigung einer Studentin gegeben hatte.
Bewaffnete auf Motorrädern
Wie ein AFP-Reporter berichtete, tauchten immer wieder auch bewaffnete Gruppen auf, die offenbar nicht zu den offiziellen Sicherheitskräften gehörten. So eröffneten in dem wohlhabenden Viertel Chacao bewaffnete Männer auf Motorrädern das Feuer auf Demonstranten, nachdem es zu Zusammenstößen mit der regulären Polizei gekommen war. "Ich verstehe nicht, warum sie frei und ungestraft agieren können. Die Regierung muss diese Gruppen disziplinieren", sagte der Erzbischof von Caracas, Jorge Urosa, dem Fernsehsender Globovision.
Die venezolanische Regierung hat am Donnerstag ein Bataillon Fallschirmjäger nach San Cristobal im Westen des Landes geschickt. Die Soldaten sollten die Zugänge zu der Hauptstadt des Bundesstaats Tachira sichern, erklärte Innenminister Miguel Rodriguez.
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