Venedig-Kommission kritisiert Justizreformen in Polen scharf

Verabschiedet sich Polen mit seiner Reform des Verfassungsgerichts von europäischen Grundsätzen? Rechtsexperten des Europarats sehen in der Reform jedenfalls eine Gefährdung der Demokratie. Die von der Regierung beschlossenen Änderungen würden das Gericht ineffizient machen und so die Rechtstaatlichkeit unterlaufen, befand die sogenannte Venedig-Kommission am Freitag in einer Stellungnahme. Sie schloss sich damit Kritikern der Reform an.

PiS stellt Judikative auf neue Beine
Die polnische Regierungspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) hatte ein Gesetz durchgezogen, das die Zahl der Richter erhöht, die für ein Urteil nötig sind. Auch die Reihenfolge, in der Fälle behandelt werden sollen, ändert das Gesetz. Zudem werden Ernennungen von Richtern, die noch von der rechtsliberal geführten Vorgängerregierung stammen, rückgängig gemacht. Die PiS argumentiert, dies sei nötig, um die neue Machtbalance im Land nach ihrem Erdrutschwahlsieg im vergangenen Jahr widerzuspiegeln.
Welche Aufgabe hat die Venedig-Kommission?
Die Venedig-Kommission des Europarates berät die Mitgliedsstaaten in verfassungsrechtlichen Fragen mit dem Ziel, deren Gesetze und Institutionen in Übereinstimmung mit den europäischen Standards zu bringen. Dem 1949 gegründeten Europarat gehören heute 47 Staaten an. Er ist ein Forum für den Meinungsaustausch zwischen seinen Mitgliedern und keine Institution der Europäischen Union.
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