Usbekische Regierung meldet Tod von Präsident Karimow

Ein Mann in einem Anzug spricht vor Mikrofonen, im Hintergrund eine Flagge.
Der usbekische Langzeit-Herrscher war am vergangenen Samstag mit Hirnblutungen in ein Krankenhaus gebracht worden.

Nach Spekulationen und ersten Beileidsbekundungen aus den Nachbarstaaten hat die usbekische Regierung nun offiziell den Tod von Präsident Islam Karimow bekanntgegeben. Karimow werde am 3. September in der Stadt Samarkand begraben, meldete am Freitagabend das usbekische Staatsfernsehen aus der Hauptstadt Taschkent.

Der usbekische Langzeit-Herrscher war am vergangenen Samstag mit Hirnblutungen in ein Krankenhaus gebracht worden. Dies hatte in dem Land mit 32 Millionen Einwohnern Angst vor möglichen Unruhen ausgelöst. Karimows Nachfolge ist nicht geregelt. Der frühere sowjetische Parteikader führte sein Land seit 1991 mit harter Hand.

Berichte über Ableben

In den vergangenen Tagen hatten bereits Berichte über das Ableben des Präsidenten die Runde gemacht, der Usbekistan schon seit 1989 mit harter Hand regiert. Seine Tochter hatte dies am Montag dementiert und mitgeteilt, dass sich ihr Vater nach Gehirnblutungen seit Samstagmorgen im Krankenhaus auf der Intensivstation befinde.

Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim sagte bei einer im Fernsehen übertragenen Kabinettssitzung, Karimow sei tot und "möge in Frieden ruhen". In Karimows Heimatstadt Samarkand seien Vorbereitungen für die Trauerfeierlichkeiten angelaufen, berichtete die oppositionelle Nachrichtenagentur Fergana. Teile der Innenstadt seien dort abgesperrt, die Straßen würden gereinigt.

Laut Verfassung würde Senatspräsident Nigmatulla Juldaschew an die Stelle des Staatschefs treten, wenn dieser stirbt. Als wahrscheinlicher gilt allerdings, dass sich Ministerpräsident Schawkat Mirsijojew oder sein Stellvertreter Rustam Asimow durchsetzen.

Wegen Führungsstils kritisiert

Zum Kreis der möglichen Konkurrenten zählt auch Sicherheitschef Rustam Inojatow. Der 72-jährige ist bereits seit 1995 als Sicherheitschef im Amt. Er trägt einen wesentlichen Anteil am Klima der Repression, das Karimows Herrschaft prägte. Dazu zählen Folter von Oppositionellen und Zwangsarbeit in der Baumwollindustrie.

Inojatow soll auch für die gewaltsame Niederschlagung von Demonstrationen in Andischan im Osten des Landes im Jahr 2005 mitverantwortlich sein. Laut einem Bericht der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) wurden damals zwischen 300 und 500 Demonstranten getötet.

Westliche Politiker und Menschenrechtsorganisation hatten ihn wegen seines autoritären Führungsstils kritisiert. Trotzdem wurde Karimow über Jahre vom Westen hofiert. Als Nachbarstaat von Afghanistan galt Usbekistan als wichtiger Partner im Kampf gegen den Terror.

Im Waisenhaus groß geworden

Der am 30. Jänner 1938 geborene Karimow wurde in einem Waisenhaus in der Stadt Samarkand groß. Nach Ingenieursstudien rückte er in der Kommunistischen Partei 1989 an die Spitze der damaligen Sowjetrepublik Usbekistan auf. Nach der Unabhängigkeit 1991 wurde er zum Staatschef gewählt - und zuletzt wurde er im März 2015 mit mehr als 90 Prozent für ein weiteres fünfjähriges Mandat im Amt bestätigt.

Im Jahr 2013 drang ein heftiger Streit in der Familie Karimow an die Öffentlichkeit. Karimows Tochter Gulnara, die einst als eine mögliche Nachfolgerin betrachtet wurde, warf ihrer jüngeren Schwester und ihrer Mutter Hexerei vor, bezichtigte Sicherheitschef Inojatow der Korruption und verglich ihren Vater mit Sowjetführer Josef Stalin. Gulnara Karimowa steht seit 2014 unter Hausarrest.

Kommentare