Trump: "Dann gibt es Volksaufstände"

Donald Trump marschiert in Richtung Kandidatur für das Weiße Haus. Vorige Woche holte der Favorit der Republikaner 99 Delegiertenstimmen in Florida, am Dienstag nahm er alle 58 Delegierten aus Arizona mit. Große Siege. Und dennoch: Hinter den Kulissen schmieden Parteigänger der US-Republikaner weiterhin Pläne, den Immobilienmilliardär aus New York kurz vor Schluss doch noch auszubremsen. Er selbst warnt schon im Vorhinein: "Dann gibt es Volksaufstände."
Kampfabstimmung gab es seit 1948 nicht mehr
Rechnerisch tut sich Trump noch immer schwer. Es muss schon gut für ihn laufen, wenn er bis zum letzten Vorwahlabend am 7. Juni in Kalifornien die nötige Zahl von 1.237 Delegierten hinter sich versammeln will. Auch wegen der - allerdings einkalkulierten - Niederlage gegen Ted Cruz in Utah ist ein anderes Szenario zumindest noch immer nicht auszuschließen: Trump erhält nicht die nötigen 1.237 Stimmen, scheitert damit im ersten Wahlgang beim Parteitag im Juli in Cleveland. Und dann wird es spannend. Zuletzt gab es so etwas 1976, als Gerald Ford und Ronald Reagan Fords Kandidatur auf dem Parteitag auskarteten.
Eine Kampfabstimmung gab es gar seit 1948 nicht mehr. Sollten diesmal etwa nicht die großen US-Staaten wie Florida oder Arizona die Kandidatur der Republikaner entscheiden? Sollten diesmal die kleinen Außengebiete wie die Jungferninseln, American Samoa oder Guam den Ausschlag geben? Delegierte aus Gebieten, die bei der eigentlichen Präsidentenwahl im November großteils gar nicht zuglassen sind? Im Gegensatz zu den meisten US-Staaten sind die Delegierten dort auch im ersten Wahlgang nicht an ein Wahlergebnis gebunden. Sie werden über kleine Parteitage bestimmt, haben also keine echte Vorwahl hinter sich. Trump könnte versuchen sie zu überzeugen, andererseits könnten gerade sie ihm die Mehrheit verweigern.
Komplexe Wahlsysteme
Die Wahlsysteme in den einzelnen Staaten sind komplex und völlig unterschiedlich. Heerscharen von Experten und alten Wahlhasen beugen sich derzeit über die Zahlen und versuchen, die Glaskugel zu lesen. Am Ende könnte es tatsächlich knapp werden für Trump.
Die Regeln der Republikanischen Partei sehen vor, dass beim Parteitag in Cleveland zumindest im ersten Wahlgang alle Delegierten an das Wahlergebnis ihres Staates gebunden sind. Dennoch schwirren mindestens 100 - vermutlich deutlich mehr - Delegierte ungebunden durch den Konferenzsaal.
Zu den Delegierten aus den Außengebieten werden sich viele Delegierte gesellen, die eigentlich an Marco Rubio und John Kasich gebunden wären. Diese können in einigen Staaten freigegeben werden. Die Strategen reden somit über eine Verfügungsmasse von rund 200 bis 250 Delegierten.
Sollte auf Anhieb keine Mehrheit zustande kommen, wären in weiteren Wahlgängen fast alle Delegierten ungebunden und könnten stimmen, für wen sie wollen. In den einzelnen Staaten wird derzeit viel Wert daraufgelegt, wen genau man zum Parteitag schickt. Geoffrey Skelley, Politologe an der University of Virginia, ist sich sicher. "Das ist die Zeit, wenn die tatsächlichen Identitäten der Delegierten ins Spiel kommen."
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